"Sooorryyy - tut mir megaa-leid" - ein ganz normaler Moment in einer ganz normalen Kneipe in Zürich
Vermutlich trägt Zürich sein Super-Image nicht umsonst.
Lebensqualität; top. Löhne; top. Öffentlicher Verkehr; top. Schnell in den
Bergen; top. Flughafen in der Nähe, kulturelles Angebot vom Allerfeinsten,
Wissenschafts-, Medien- und Finanzzentrum der Schweiz.
Aber auch diese Medaille hat ihre Kehrseite. Diese heisst
Gastronomie. Ungefähr 2'000 Betriebe auf Stadtzürcher Boden nennen sich «Restaurant».
Oder früher «Gasthaus». Was aber selten genug gelebt wird. Ein Haus des Gastes
zu sein nämlich. Jeder, der in Zürich lebt oder schon hier zu Besuch war, kennt
horrible Gastro-Geschichten. Ich zum Beispiel habe gerade eben dies erlebt:
Cola Zero? Sorry, haben wir nicht. Unser Kartenleser? Sorry, funktioniert grad nicht. 200 Franken-Note? Sorry, hast Du's nicht kleiner? |
Tatort; eines der unzähligen Szene-Lokale. Es ist Nachmittag und ich möchte was trinken. Der Gastraum (!) ist fast leer. Dutzende leere Tische, dennoch darf ich mich nicht setzen. "Wir sind voll ausreserviert", sagt mir eine Angestellte und verweist mich an die Bar, die aber noch verwaister ist. Na gut. Ich habe ja auch nur Durst. Was zu trinken wirds wohl geben.
Niemand kommt.
Ich warte.
Dann eilt sie herbei. Cola Zero? Haben wir nicht. Hallo, wir sind eine Szene-Lokal. Okay, dann halt das trendige Afri-Cola.
Sorry - das tut mir mega-leid
Die Flasche kommt. Mit Strohhalm. Noch ahne ich nicht, dass ich dafür 6 Franken bezahlen werde. Kein Glas mit Eis und/oder Zitrone. Keine weisse Serviette. Kein Schälchen mit Nüsschen. Bloss eine Flasche und ein Strohhalm.
Nuckel nuckel.
Neben mir will jemand bezahlen und zückt die Karte. Aber - doof - der Kartenleser funktioniert nicht.
"Sorry. Das tut mir mega-leid", flötet ein anderer Bar-Mitarbeiter. Doch die Kundin hat kein Cash. "Gleich um die Ecke ist ein Geldautomat" wird die Frau rausgeschickt.
Als ich bezahlen will, schwant mir Übles. Denn ich habe zwar Cash. Aber nur in Form einer 200 Franken-Note. Aber hei, Geld ist Geld.
"Sorry. Das tut mir mega-leid, aber darauf kann ich nicht herausgeben", flötet es wieder hinter dem Tresen hervor. Ich bleibe stoisch. Hei, Geld ist Geld. Der Bar-Mensch eilt dann ans andere Ende seines Arbeitsplatzes. Aber auch Kartenleser zwei ist out of order. Irgendwie gelingt es den Barmenschen dann doch noch, mir Rückgeld zu geben. Ich gehe 6 Franken ärmer, eine Afri-Cola schwerer und ein paar neue Gewissheiten klüger aus dem Lokal. Zürich ist eine tolle Stadt. Wäre da nur nicht dieses miese Gastro-Angebot....
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