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Es werden Posts vom Mai, 2019 angezeigt.

Köbi Kuhn, der Mann, der nicht Nein sagen kann

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Längst hat sich die Schweiz auf der internationalen Fussballkarte etabliert und das hat sie einem auch optisch eher unscheinbaren Mann zu verdanken. Als Köbi Kuhn 2001 die Nationalmannschaft als Trainer übernahm, zuckte ich zusammen und war mir sicher, die fetten Jahre sind vorbei. Doch sie standen erst bevor. Kuhn war der erste Natitrainer, der drei Turniere in Serie erreichte, der mit seinem Anspruch "Wir sind eine Familie" zuerst belächelt, dann verehrt wurde, dessen berühmter Nachfolger Ottmar Hitzfeld die von Kuhn gemachte Einheit nicht besser machen konnte.  Aber Köbi Kuhn ist viel mehr als nur ein erfolgreicher Fussballtrainer. Er war selber Fussballer beim FC Zürich, scheiterte als Versicherungsagent und ging Konkurs, verlor seine Tochter an die Drogen und seine langjährige Frau an eine Krankheit. Ein reiches Leben also. Das jetzt in Buchform als Autobiografie erscheint. Und leider krachend scheitert. Fussball ist ein emotionaler Sport und genauso sollte ein Fussb...

Comeback von Stan&Ollie: Sind das nicht die Echten?

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Jede Zeit hat ihre Superstars. In den 1930er und 40er Jahren waren das in Hollywood Stan Laurel und Oliver Hardy. Aber wie das so ist, Ruhm verblasst. Das optisch ungleiche Duo tingelt bereits in den 1950er Jahren durch mauskleine Theater in England und versucht verweifelt, an die grosse Ära anzuknüpfen.  Wir kennen Stan und Ollie als "Dick & Doof", was meine öde TV-Kindheit in den 1970er Jahren, zwischen "Western von gestern" oder "Väter der Klamotten", massiv aufgewertet hat. Wie gut erinnere ich mich, wie sich Oliver eine grad frisch ins Gesicht geklatschte Portion Spagetti wegzieht. Der Burner meiner Kindheit.  Links die echten, rechts die beiden aus dem aktuellen Kinofilm. Der Kinofilm "Stan & Ollie" ist eine bittersüsse Hommage, brillant ist der Look der beiden Hauptdarsteller John C. Reilly als Ollie und Steve Coogan als Stan, sehr fein gezeichnet ist deren Niedergang - aber der Film ist eindeutig für ein Publikum jenseits de...

"Abgeschnitten"; endlich eine vernünftige Fitzek-Verfilmung

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Sebastian Fitzek ist sowas wie die deutsche Antwort auf Stephen King - wenngleich ohne Hokuspokus und anderen paranormalen Firlefanz. Aber in Sachen Spannung, blutigem Trash und verkauften Büchern ist Fitzek auf Augenhöhe. Umso erstaunlicher, dass mit "Abgeschnitten" erst zum dritten Mal ein Fitzek-Buch verfilmt wurde. Dafür ist dieses gleich ein zweistündiger Höllenritt, welcher das Attribut "Kinofilm" voll verdient. Die Bilder sind gross und opulent, die Spannung hält und das Ensemble ist in vergnüglicher Spiellaune. Hier spult keiner seine Rolle runter, hier wird geschrien und gelitten, was das Zeug hält. Moritz Bleibtreu ist abgeschnitten.  Der Titel ist an Doppeldeutigkeit nicht zu überbieten. Der Rechtsmediziner Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) säbelt mit gruseligem Vergnügen an seinen Leichen rum, nur um bald in ein Komplott hineinzuschlittern, aus dem es keinen Ausweg, respektive einen Eingang gibt. Denn der Filmtitel bezieht sich viel eher auf die Inse...

Trotzdem lustig

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Wenn ein Buch nicht nur die Erwartung, sondern seinen selber formulierten Ansatz nicht erfüllt, dann finde ich, dass das eine Mogelpackung ist. Wenn das Buch vom deutschen Komiker Kaya Yanar («Guckst Du») ist, ist es trotzdem lustig. «Das ist hier aber nicht so wie ein Deutschland» lautet der Buchtitel und verkündet nichts weniger, als eine Sammlung von Kayas Erlebnissen ausserhalb Deutschlands oder in seiner neuen Heimat Schweiz. Flugs greife ich als Schweizer mit deutschen Vorfahren und affin zu Komikern zum Buch, lache mich manchmal schlapp, wundere mich dann aber immer wieder über Ausflüge in die Biographie des Komikers, die dann so gar nichts mehr mit dem Titel zu tun haben. Eine Ferienreise nach Australien? Seine Katzengeschichten? Auseinandersetzungen mit Politessen oder seinen Eltern? Lustig, wirklich… Aber eben doch deutlich am Grundthema vorbei. Papierbündeli? Kartonbündeli! Der Blick von Aussen auf die eigene Heimat ist zumeist erhellend und die Anekdote mit den Pap...

My Baby just cares for me

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Theatersaal Rigiblick hört sich so herrlich profan an. Dabei ist die höchst gelegene Kulturstätte Zürichs viel mehr als nur ein "Theatersaal", mehr als nur ein Ort, wo gespielt, gesungen, geklatscht wird. Nomen ist hier aber nicht Omen, den die Rigi, die Königin der Schweizer Berge, ersieht man aus dem Theatersaal nicht, denn der ist abgedunkelt und wenn man die Rigi tatsächlich erblicken sollte, dann von der Terrasse des Theaterhauses, und auch nur bei guter Sicht. Nina Simone, verstorben 2003, wurde im Theatersaal Rigiblick mit einer Tribute unzureichend gewürdigt.  Ist der Name nun Propanz? Natürlich nicht. Das Theater ist fein, der Ruf gut, die Produktionen tadellos und ziehen das zahlungskräftige Publikum vom noblen Zürichberg an.  Die ganz, ganz Grossen locken ins Rigiblick, von Sinatra über Springsteen, Amadeus, Queen, Edgar Allan Poe. Sinatra? Springsteen? Naja, die Theaterleute machen das schlau, es sind "Tribute's to..." Ich habe mir eines anges...