Posts

Es werden Posts vom Juli, 2017 angezeigt.

Service-Wüste Schweiz - ja grüezi mitenand

Bild
Die Berge, die gesunde Luft, der klare Himmel. Die Schweiz natürlich.  Schweizer mögen höfliche Leute sein. Freundlich sind sie nicht. Das sagt eine deutsche Freundin über mich und meinesgleichen. Empörung? Aufschrei? Natürlich nicht. Denn leider hat sie recht. Wir Schweizer haben unseren tollen Ruf völlig zu unrecht. Natürlich haben wir für deutsche Ohren einen putzigen Dialekt. Natürlich sind wir verbale Gross-Kreis-Macher, halten Türen auf, auch wenn der Andere noch 50 Meter entfernt ist, wir sind pünktlich, gelten als dezent, zurückhaltend. Neutral halt. Aber ist das im Alltag auch gut?  Ich finde nicht. Dieses ständige höfliche Rumgehoppse ist nervig und anstrengend. In Restaurants wird man permanent übersehen und wenn man sich beschwert, heisst es, "wir wollen nicht aufdringlich sein". Aber die Dienstleistungswüste existiert auch anderswo.  Ich brauchte eine neue Fotokamera. Die Alte war kaputt. Und da ich kein Handyknipser bin, wollte ich ein richtiges Gerä...

Jeff Bridges wird je älter je besser, diesmal in: Hell or High Water

Bild
Das Hollywoodknautsch-Gesicht Jeff Bridges ist ein Alleskönner. Er kämpfte als Bösewicht gegen Robert Downey Jr. (Iron Man), er klimperte sich als abgehalfterter Countrystar durch Texas (Crazy Heart), mal war er US-Präsident (Rufmord), dann Cowboy (True Grit) und unvergessen ist er sowieso als Dude Lebowsky (The Big Lebowsky). Bridges' Rollenwahl ist also klug und zeugt von seinem Allround-Talent. In "Hell or High Water) jagt er als Marshall Hamilton hinter zwei Bankräubern her. Die beiden Ganoven werden von Regisseur David Mackenzie aber nicht als brutale Einfaltspinsel dargestellt, sondern als ein Brüderpaar, dass sich von den Banken nur das zurückholen will, was ihre Mutter durch gekündigte Kredite verloren hat. Ihr Haus. Aber auch die Ehre und die Würde. So ist also die Jagd des Polizisten nicht eine simple Gangster-Bullen-Story. Sondern eine anklagende Sozialstudie mit Tiefgang. Die Bankräuber (Chris Pine und Ben Foster) gehen zwar nicht zimperlich vor, aber sie haben das...

"Sie wollen Schweizerin werden? Ja, dann beweisen Sie es uns."

Bild
Bachfischet, noch nie gehört? Ts ts.... Geboren: in der Schweiz. Aufgewachsen: in der Schweiz. Integriert: in der Schweiz. Sprache: Schweizerdeutsch. Nationalität. Türkin! Nun ist Funda Yilmaz wegen ein paar aufrechten Eidgenossen zur bekannteste Türkin der Schweiz geworden. Dabei wäre sie so gerne Schweizerin. Aber eine sogenannte "Einbürgerungskommission" verweigerte der lebenslustigen jungen Frau ihren Wunsch.  Was ist passiert?  Die 25jährige hat aber auch ein Pech, den sie lebt ausgerechnet im engstirnigsten Schweizer Kanton, dem Aargau. Das ist noch arger als Bayern. Dort - im Aargau - mahlen rassistische Mühlen besonders ätzend. Das Aargauer Heuchler-Dorf Brittnau hat sich da schon besonders negativ hervorgetan. Zurück aber zu Funda Yilmaz. Sie wollte also Schweizerin werden und weil sie wusste, dass sie ihr Anliegen vor einer Kommission vortragen musste, bereitete sie sich auf das Treffen vor. Zunächst machte sie den schriftlichen Test - und schaffte 100%. ...

Arrvial: Der erwachsenste Alien-Film

Bild
Auf der Leinwand sind sie selten freundlich, die Ausserirdischen, wenn sie dann schon mal den weiten Weg zur Erde auf sich genommen haben. Die herzigen (E.T.) oder dusseligen (Mars Attacks) Filmaliens lassen sich an einer halben Hand abzählen. Wie wohltuend also, dass der kanadische Regisseur Denis Villeneuve (Prisoners) mit Arrival einen handwerklich brillanten, stilistisch prachtvollen und inhaltlich nachdenklich machenden Sci-Fiction-Film vorlegt. An zwölf Stellen rund um den Globus tauchen plötzlich muschelförmige Gebilde auf, jedes etwa 450 Meter hoch und sie schweben knapp über der Erdoberfläche. Besonders lustig ist Arrival nicht, aber wenn's um einen Erklärungsversuch geht, warum die Muscheln gerade an diesen Stellen erscheinen, blitzt kurz Humor auf. Entweder seien es Orte mit einer sehr geringen Blitzgefahr. Oder in den betroffenen Ländern hatte Sheena Easton in den 1980ern Jahren gleichzeitig einen Nummer 1-Hit.  Die Sprachforscherin Louise Banks (eine fantastische A...

Der teuflische Sentier Cathare

Bild
Wer kann denn sowas ahnen? Dass es im Juni 37 Grad wird. In Südfrankreich. Pha, was für eine Überraschung. Als mir dann ein Einheimischer sagte, im Juni und Juli regne es hier nie - jamais!! - ist mir ein Licht aufgegangen und ich habe mich selber für meine marginale Vorbereitung gescholten.  Warum kommt das verflixte Kaff nicht näher? Irgendwo im Nirgendwo.  Die Idee war gut, der Zeitpunkt beschissen. Ich hatte mich so auf den Sentier Cathare gefreut. Ein 200 km langer Wanderweg vom Mittelmeerstädtchen Port La Nouvelle nach Foix an der Südflanke der Pyrenäen. Der nicht gerade schlanke Hape Kerkeling hat es gemacht, in dem er den Jakobsweg gelaufen ist, also sollte mir ein Drittel seiner Strecke doch auch möglich sein.  Steil über Stein und Stein Doch es war nicht allein die Strecke und die Hitze, die mich geschafft haben. Sondern, dass der Sentier Cathare häufig wenig mit Wandern, aber viel mit Bergsteigen zu tun hat. Es geht über Stein und Stein steil hinauf...

Das Mädchen und der Hai: "The Shallows"

Bild
Haben wir nicht schon genügend Hai-Filme gesehen? Ist es nicht das Immer-Gleiche seit "Dem Weissen Hai" vor 42 Jahren? Im Prinzip schon. Doch jetzt kommt der Spanier Jaume Collet-Serra, der für ästhetische Action steht und unter anderem schon zweimal Liam Neeson vor der Kamera hatte (in "Unknown Identity" und "Non Stop"). In "The Shallows" hetzt der Regisseur einen Hai buchstäblich auf die Fersen der bis anhin praktisch noch unbekannten Blake Lively. Diese surft alleine in einer malerischen Bucht von Mexiko, als ein aggressiver Hai auftaucht. Die junge Frau kann sich, gebissen und blutend, gerade noch auf einen Felsvorsprung retten. Perfide: Das Ufer ist nur 200 Meter entfernt und daraus bezieht der Film nun seine Spannung. Die Surferin kann es - mit dem Hai im Wasser - kaum ans Ufer schaffen und muss ihrem Widersacher auf ihrem felsigen Rettungsplätzchen hartnäckig Paroli bieten.  Hasta la vista, Hai.  Eine ebenfalls vom Hai attackierte ...

Rassisten sind nichts anderes als kleine, unbedeutende Wichte

Bild
"Dieses verdammte Dreckpack. Diese Schweine." Der alte Mann auf der Parkbank brummte zwar nur leise vor sich hin. Aber doch so laut, dass ich ihn gut verstehen konnte. Ein frustrierter alter Kerl? Ein debiler Idiot? Wohl eher ein Rassist. Denn seine Verbalattacke richtete sich offensichtlich gegen eine Busladung deutscher Touristen. Die waren so eben ausgestiegen und bestaunten die Aussicht vom Zürcher Hausberg Uetliberg. Der Blick runter auf die grösste Schweizer Stadt ist denn auch spektakulär.  Der Blick von Zürichs Hausberg Uetliberg.  Aber warum schimpfte der Mann so vor sich hin? Was hatten ihm die Leutchen getan? Oder richtete sich sein Ärger vielleicht sogar gegen mich? Ich sass mit meiner deutschen Partnerin auf "seiner" Parkbank und unterhielt mich mit ihr in lupenreinem Hochdeutsch. Irgendwann wurde mir seine Tirade dann doch zu bunt, ich drehte meinen Kopf und sagte in akzentfreiem Schweizerdeutsch: "Welches Dreckpack meinen Sie eigentlich?...

Wie alles begann: Jack Reacher's erster Fall in "Der letzte Befehl"

Bild
Jack Reacher ist Kult. Absurderweise wird er in den Filmen von Tom Cruise dargestellt. Ausgerechnet der nur gerade 1 Meter 70 kleine Cruise spielt den Fast-2-Meter-Mann. Der Autor und Jack Reacher-Erfinder Lee Child hat damit aber kein Problem. "Hauptsache, die Figur wirkt stark und tough." Und das ist Jack Reacher auch im jetzt auf Deutsch erschienen "Der letzte Befehl", was zwar wie das Ende einer Serie tönt, aber der Anfang ist. Den hier ermittelt Reacher das erste Mal. Child schickt seinen unbarmherzigen, fast unbesiegbaren Helden in diesem Prequel auf seine erste Reise.  Es ist das einzige Buch, wo Reacher auch tatsächlich als Militärpolizist arbeitet und ermittelt. Er wird nach Charter Crossing in Mississippi geschickt, wo sich ein Armee-Stützpunkt befindet und wo sich eine rätselhafte Mordserie abspielt. Dort trifft Reacher auf die ebenso schöne wie anscheinend undurchsichtige Elizabeth Deveraux, die als Sheriff arbeitet und eine Militär-Vergangenheit hat....