Hinter dem Schlagzeilen-Horizont gehts weiter - immer weiter
Der Journalist macht beruflich das, was einst Sisyphos
tat. Nachdem der Stein auf den Berg gestossen, purzelt er runter. Nachdem der
Artikel geschrieben, fällt er einem wieder auf die Füsse. Die Fake
News-Kreischen melden sich, die Social Media-Besserwisser. Nein, es war schon
einfacher, journalistisch tätig zu sein als jetzt.
Umso wichtiger, dass es in der Branche nicht nur Ab- oder Umschreiber gibt, sondern Handwerker, die mit Verve, Verstand und Vergnügen ihrer Arbeit nachgehen. Die aufdecken, hinterfragen, selbstkritisch sind und sich nie selber genügen: die investigativen Journalisten. Was wir aus Filmen wie «Spotlight» oder «All the presidents men» kennen, gibt es tatsächlich.
Der Dokfilmer Daniel Sager begleitete ein Investigativ-Team
der Süddeutschen Zeitung und gibt in seinem Film «Hinter den Schlagzeilen» spannende
Einblicke.
Wie die Journalisten an Kongressen mit Informanten reden, in
Moskau Edward Snowden treffen, in Washington, Tel Aviv oder München
recherchieren. Der Dokfilm bietet viel und wartet in der zweiten Hälfte mit
einem wahren Scoop auf. Die SZ-Journalisten bekommen das berühmte «Ibiza-Video»
zugespielt, das letztlich dem damaligen österreichischen Vizekanzler HC Strache
das Amt gekostet hat.
Inhaltlich ist «Hinter den Schlagzeilen» top, auf der
gestalterischen Ebene überzeugt der Film nicht. Was schade ist. Denn etwas mehr
moderne Bildsprache hätte nicht geschadet.
Der positive Eindruck überwiegt jedoch und die SZ-Leute tüfteln
bestimmt bereits am nächsten Rätsel. Oder wie Udo Lindenberg einst sang: «Hinter
dem Horizont geht’s weiter.» Frei abgewandelt in: «Hinter den Horizont-Schlagzeilen
geht’s weiter.»
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