Samstag, 8. Juni 2019

Wo Gott hockt

Einer der grossen Vorzüge der Schweiz ist die Kompaktheit des Landes. Von jeder Stadt bin ich in weniger als einer Stunde im alpinen Gebiet. Und wenn ich mediterranes Feeling will, brauche ich bloss in die Südschweiz zu fahren, wo Palmen wachsen und der Vino im Boccalino serviert wird. 
Will ich Erholung pur, komme ich auch rasch in abgelegenere Gegenden wie zum Beispiel das Schächental in der Urschweiz, dort, wo einst Wilhelm Tell gelebt haben soll. Von Zürich sind es gerade mal 85 Kilometer - aber es tut sich eine komplett andere Welt auf. Selbst als Schweizer verstehe ich nicht mehr alles, wenn ein Einheimischer redet, mir sind auch Gebräuche und Gepflogenheiten zwar fremd, aber es stört mich nicht. Herrlich, ein paar Wochen auf der Alp Aesch (Link HIER) zu entspannen. Ganz stressfrei ist das natürlich auch nicht. Überall weiden Kühe und die kommen manchmal ganz schön nah ans Küchenfenster, neugierig wie sie sind. 
Verstreut liegen andere Häuschen auf dem Hochplateau, in einem gibt es täglich frische Milch, ein anderes ist eine alte Kirche, die aber stets in Betrieb ist. Tja, Gott hockt hier überall. 
Während die Wochentage vor sich hin plätschern, werden die Sam- und vorallem die Sonntage zu halben Ballermännern. Dann kommen die Ausflügler, einige davon sogenannte Kampfwanderer, die kein Pardon kennen, lachen, grölen und sich die ansonsten ruhige Alp Untertan machen. Aber der Spuk geht schnell vorbei, das Unterland und die neue Woche rufen, die roten Wandersocken werden wieder durch elegante schwarze Strümpfe ersetzt. Und ich fläze mich wieder gemütlich auf die Holzbank vor dem Haus, hole frische Milch, rede mit Kühen und freue mich, dass Gott auch solche Orte eingerichtet hat.

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