Montag, 31. Juli 2017

Service-Wüste Schweiz - ja grüezi mitenand

Die Berge, die gesunde Luft, der klare Himmel.
Die Schweiz natürlich. 
Schweizer mögen höfliche Leute sein. Freundlich sind sie nicht. Das sagt eine deutsche Freundin über mich und meinesgleichen.
Empörung? Aufschrei? Natürlich nicht. Denn leider hat sie recht. Wir Schweizer haben unseren tollen Ruf völlig zu unrecht. Natürlich haben wir für deutsche Ohren einen putzigen Dialekt. Natürlich sind wir verbale Gross-Kreis-Macher, halten Türen auf, auch wenn der Andere noch 50 Meter entfernt ist, wir sind pünktlich, gelten als dezent, zurückhaltend. Neutral halt. Aber ist das im Alltag auch gut? 
Ich finde nicht. Dieses ständige höfliche Rumgehoppse ist nervig und anstrengend. In Restaurants wird man permanent übersehen und wenn man sich beschwert, heisst es, "wir wollen nicht aufdringlich sein". Aber die Dienstleistungswüste existiert auch anderswo. 
Ich brauchte eine neue Fotokamera. Die Alte war kaputt. Und da ich kein Handyknipser bin, wollte ich ein richtiges Gerät. Aber anstatt in einen der vielen Discounter, ging ich zum Fachhandel. Nicht, dass dann da plötzlich eine Kaffehauskette oder ein Modelabel einzieht. Das Kleingewerbe braucht Unterstützung. 
Also hin und - üüüberraschung!! - der Verkäufer war total höflich. Ich nannte mein Budget, er zeigte mir zwei Kameras, eine etwas billiger, eine etwas teurer. Aber wie das dann halt so ist; die billigere war mir zu, ja, sagen wir, zu billig und die teurere über dem Budget.
"Es gäbe da noch eine Kamera dazwischen. Nur haben wir die nicht grad hier. Wir könnten die für Sie bestellen."

Das können wir nicht. It's now or never

"Muss ich die denn kaufen?"
"Nein, wir brauchen die sowieso."
Perfekt. Er bestellt, ruft ein paar Tage später an und ich schaue mir die dritte Kamera an. Sie ist gut. Sie gefällt mir. Aber ich will es mir doch noch ein paar Tage überlegen.
"Könnten Sie mir die Kamera für ein, zwei Tage zurücklegen?"
Hüstel. "Da muss ich den Chef fragen."
Aha.
Jetzt bröckelt der Putz an der Höflichkeitsfassade ab. 
Auftritt Chef.
"Was ist nicht gut mit der Kamera?"
"Äh, nichts. Sie gefällt mir. Aber ich möchte es mir doch noch gerne überlegen."
Gehen zwei Sandkörner durch die Wüste.
Sagt das eine: "Wow — ist hier was los!"
"Wir haben die Kamera für Sie bestellt."
"Nein. Sie hätten die Kamera sowieso bestellt."
"Wollen Sie sie nun? Oder nicht?"
"Könnten Sie sie nicht für ein, zwei Tage zurück stellen? Wenn ich bis am Mittwoch nicht wieder komme, dann habe ich kein Interesse."
Nach Luft schnapp. "DAS können wir nicht. It's now or never."
"Dann ists halt never."
Ich habe unterdessen eine neue Kamera. Gekauft in Deutschland. Preislich gleich, aber der Service...... Wie wenn ich nach einem Wüstenmarsch an einen Bierstand gekommen wäre. Göttlich. 







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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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