Sonntag, 20. November 2022

Wetten dass und die unglaubliche WOW!!!!-Michelle

Er ist wieder da. Im schwarz-roten Blingbling-Anzug tritt Thomas Gottschalk auf und erhält sofort eine Standing Ovation. «Ich bin’s doch nur», grinst er und geniesst doch.

Über «Wetten, dass» ist alles geschrieben und alles gesagt. Alles? Eigentlich ist die Show wie ein Zeitfenster in die Vergangenheit. Da sitzen Bully Herbig und Veronica Ferres auf dem legendären Sofa, dazwischen quetschen sich Weltstars wie Robbie Williams und John Malkovich und am Schluss gesellt sich auch noch Herbert Grönemeyer hinzu.


Und ebenfalls wie früher kaspert sich der Moderator durch seine Fragen, lässt auch mal seine Zettel liegen und weiss doch immer was zu plaudern. Tiefsinn ist es nie. Aber wozu auch. Wetten dass ist eine Show, keine philosophische Party, auch wenn Gottschalk den Schalk nie verloren hat. Als es zur herzigen Stoffbärchen-Wette geht, haut der Moderator die Line raus «die habe ich früher alle gefressen». Er kann es einfach. Auch wenn er schon mal die Übersicht verliert. Bei der Spiele-Wette tapst er in seiner eigenen Show herum, wie der Opa, der seine Brille sucht.

Damit die Sendung nicht nur pure Nostalgie ist, dafür sorgen Auftritte einer Sängerin, die Trillionen Streams vorweisen kann und zwei Influencerinnen, die für einen ausgefallen Corona-Gast einspringen.

Und da ist noch die ewige Quietschnudel Michelle Hunziker. Jede Wette ist «unglaublich» und wenn ihr gar nichts mehr einfällt – und das ist oft – kräht sie ein fröhliches «Wow!!!!» in die Runde, hebt die Arme, zeigt ihr tadelloses Gebiss und wedelt auch gerne mal mit dem Zeigefinger.

Die unglaubliche Hunziker hält das Schweizer Fähnchen hoch. Denn wie der Blick im Vorfeld bedauerte, gibt es ansonsten in der Wetten, dass-Ausgabe 2022 keine weitere Swissness.

The show must go on. Gerne wieder 2023. Ob mit oder ohne Swissness ist egal. Es ging auch ohne Wow-Hunziker. Unglaublich, nicht?

Freitag, 30. September 2022

Film "Sachertorte" - Liebt sie mich? Liebt sie mich nicht?

"An meinem Geburtstag gehe ich immer um 15 Uhr mit meinem Papa ins Café Sacher in Wien und esse Sachertorte.»

Dieser Satz wird Karl im Film «Sachertorte» zum Verhängnis. Er trifft in Berlin auf die attraktive Nini, die nur noch wenige Stunden hat, ehe sie mit dem Bus zurück nach Wien fährt. Karl und Nini schlendern und plaudern, essen Wiener Würste und sind schon halb verliebt, als sie in den Bus hüpft. Nini tippt ihre Nummer in Karls Handy – aber das Unheil nimmt jetzt seinen Lauf. Kaum fährt der Bus weg, kriegt er einen Anruf und als er danach aufs Display schaut, ist die – zuvor leider, leider nicht gespeicherte – Nummer weg.

Aber Karl hat ja einen Anhaltspunkt und macht sich auf nach Wien, wo er von nun an stets um 15 Uhr im berühmten Café Sacher auf die Angebetete wartet.

Eine RomCom von Hollywoodschem Ausmass nimmt ihren Anfang und was als kleine Liebesgeschichte beginnt, entwickelt sich zu einer Art Love Actually der 2020er Jahre. Nicht nur Karl, sondern weiteres Personal wird von Amor getroffen und ringt mit sich. So zupft irgendwann ein halbes Dutzend Menschen an der Blume und fragt sich «Liebt er mich? Lieb ich sie?». Bei allem Kitsch bleibt der Film glaubwürdig, denn die Figuren verhalten sich immer logisch.

Der Schweizer Max HubacherVerdingbueb» oder «Mario») überzeugt als liebestoller Karl. An seiner Seite Maeve Metelka als Miriam in ihrer ersten Hauptrolle. Die Chemie stimmt, das Match scheint zum Greifen nah. Aber die Unabwägbarkeiten des Lebens schieben sich noch und nöcher zwischen Karl und Miriam. Wie Miriam? Hiess die nicht Nini? Tja, und schon nimmt "Sachertorte" seine erste, wenn auch absehbare Abzweigung. 

«Sachertorte» ist Christine Rogolls Debüt als Kinoregisseurin, aber mitnichten ihr Debüt in der Filmwelt. Allein die IMDB listet gegen 40 Filme, wo sie hinter der Kamera mitgewirkt hat. Die Frau versteht also ihr Handwerk und erfüllt mit der zuckersüssen Sachertorte damit auch die Vorgabe des produzierenden Studios: «Es ist ein modernes Märchen», sagt der Amazon-Leiter Deutschland. «Es ist der perfekte Film für graue Herbsttage.» Dem kann ich nichts hinzufügen. Ausser; geht’s hin, geniesst und lasst’s Euch nicht nur von der Geschichte das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Samstag, 2. Juli 2022

Der lustigste Mann der Welt kann auch ganz leise

«A Fish called Wanda» war mein Erweckungserlebnis bezüglich John Cleese. Daraufhin schaute ich mir einige Monty Python-Filme an und wunderte mich nicht mehr länger, dass Cleese den inoffiziellen Titel «Lustigster Mensch der Welt» trägt.

Unterdessen ist John Cleese 83 und überhaupt nicht Humor-müde. Er tourt mit seinem Programm «Last time to see me before I die» seit Jahren durch die Welt. Cleese feuert eine Witz-Reihe ab, ist spontan, geht auf Publikumsfragen ein, erzählt aus seinem Leben und zeigt Ausschnitte aus seinen Sketches und Filmen. Fans von «Fawlty Tower» kommen genauso auf ihre Rechnung wie Wanda- und Python-Freunde. Nur die James Bond-Community bleibt aussen vor.

In «The World is not enough» und «Die another Day» spielte Cleese mit. Dann stieg er wieder aus. Ihm missfiel die Richtung, die die 007-Serie mit Daniel Craig nahm: «Die asiatischen Zuschauer verstehen den subtilen britischen Humor nicht», sagte Cleese. Good Bye Bond.

Unter den 179 (!) Credits für Filmauftritte sind auf der Moviedatabank sechs Filme angezeigt, die in Vorbereitung sind.

Wird der Mann nie müde? Doch – nach frischen und frohen zwei Stunden war Schluss. Sein Abgang war genauso bitterböse wie die allermeisten seiner Witze. Tot und im Rollstuhl winkte die Leiche Cleese nochmals in Publikum. Gute Reise – du lustigster Mensch der Welt.

Sonntag, 26. Juni 2022

Das Albanifest ist wieder da

Klar, es wird gegrölt und gepöbelt, gesoffen und gefeiert. Wie an jedem Fest. Dass aber das Winterthurer Albanifest nach zweijähriger Corona-Zwangspause sein Comeback feiern darf, ist eine gute Nachricht.

Seit 1971 gibt es das Albanifest in seiner heutigen Form. Und ich war dabei. Na gut, meine Beinchen waren noch arg kurz und zu mehr als einem Ritt auf dem Kinderkarussell reichte es nicht. Seither war ich oft da, aber nicht immer. Wie so viele Stadtfeste wuchs auch das Albanifest und so strömen an den drei Tagen am jeweils letzten Juni-Wochenende so viele Leute durch die historische Altstadt, wie in ganz Winterthur wohnen. Über 100'000 also.

Als Kind erkundete ich einst zu Fuss die Geisterbahn. Als mich jemand entdeckte, stolperte und hüpfte ich über Kabel und Schienen, an Monstern und Hexen vorbei ins Freie. Mein bester Freund legte sich im Stadtpark mit einer Horde Betrunkener an, ich ging dazwischen, das Ende ist klar. Wir lagen dann beide am Boden, schnappten nach Luft und niemand kümmerte sich um uns.

Wie ich heute als Erwachsener wieder ans Albanifest komme, staune ich über diese Gigabahnen, die in die Höhe katapultiert werden, sich drehen und viele physikalische Gesetze aushebeln. Ich wundere mich aber auch: Wo ist die ratternde Achterbahn geblieben? Und vor allem: was ist aus «meiner» guten alten Geisterbahn geworden? Nein, früher war nicht alles besser. Aber heute auch nicht.


Freitag, 24. Juni 2022

Wer ist Désirée Nosbusch?

Seit ich Fernsehen gucke, ist Désirée da. Kein Wunder, sie ist nur ein Jahr älter und hat mich immer wieder angelächelt. Schon mit 15 war sie in der ARD Reporterin. Vermutlich war ich, wie viele Jungs meiner Generation, eine Weile verknallt in die Désirée.

Sie war nackt – aber sie blieb erfolgreich

Sie spielte als Teenager im kuriosen Kinofilm «Der Fan» und weil sie die meiste Zeit nackt war, wurde sie dadurch zur Projektionsfläche. Danach verliert sich - in meiner Erinnerung - ihre Spur. Auch wenn sie mir immer wieder mal von der Mattscheibe zuzwinkerte.

Erst als Désirée Nosbusch in der genialen TV-Serie «Bad Banks» auftrat, wurde sie mir wieder bewusst. Und so griff ich unlängst zu ihrer Biographie mit dem sperrigen Titel «Endlich noch nicht angekommen». Zum Glück ist nur der Titel holprig formuliert, das Buch ist es nicht. Flüssig und schwungvoll führt uns Désirée durch ihr Leben, nimmt uns mit auf die Gipfel ihrer Erfolge und Täler ihrer Niederlagen. Es ist ein ehrliches Buch und es zeigt eine Frau mit vielen Facetten.

Das legendäre Interview mit Klaus Kinski

Mit 16 wurde sie als «hübsches Nichts» bezeichnet. Was für eine Kränkung. Man stelle sich das heute vor. Ein Aufschrei ginge durch die Medien. Damals musste die junge Désirée das aushalten – und erstarkte offensichtlich daran. Mit 17 ging sie nach New York, schlug sich durch und kehrte erst Jahre später zurück.

Sie interviewte – oder probierte es – den Derwisch Klaus Kinski und zwar im jungen Alter und auf eigene Kosten. Ein Regisseur zwang sie für ein Projekt, tagelang mit einem merkwürdigen Handschuh mit der Pariser Metro kreuz und quer durch die Stadt zu fahren.

Désirée Nosbusch hat viel probiert, einiges erreicht und sich mit ihrer Biographie bei mir viel Respekt erschafft. Mit Jahrgang 1965 ist sie immer noch jung genug, um noch viele weitere Dinge zu tun und das Leben in seiner Köstlichkeit auszunutzen.

Montag, 23. Mai 2022

Zwischen Genf und Davos liegen nur ein paar Berggipfel

Deutschland ist von der Fläche etwa 8,7 mal grösser als die Schweiz. Die längste Ausdehnung von Nord nach Süd beträgt 876 Kilometer. Da könnte man die Schweiz auch gut zweieinhalb mal reinpappen. 

Aber manchmal kippt der deutsche Grössenwahn. Wenn ich in der WELT lese, dass zwischen Davos und Genf gerade mal ein paar Berggipfel liegen. 

Für diese Strecke - zwischen den "paar Berggipfeln" - brauchst du mit dem Zug fast 6 Stunden. Mit dem Auto schaffst du es in 4,5 Stunden. 

Das ist ungefähr die Autofahrt von Nürnberg nach Düsseldorf. 

Donnerstag, 19. Mai 2022

In der Schweiz wird eigentlich nur gejodelt

Ich lese gerne die ZEIT oder den SPIEGEL. Diese deutschen Qualitätsmedien analysieren oft klug, kommentieren schlau, gehen dahin, wo es weh tut. 

Aber nicht immer. Denn auch deutsche Journalisten kochen nur mit Wasser. Wenn es um die Schweiz geht, wird kein Klischee ausgelassen, bleibt kein stereotypes Auge trocken. 

Dass Deutsche am liebsten in die Schweiz auswandern, bebildern sowohl Zeit wie auch Spiegel mit fröhlichen Bergbildern und lustigen Fahnenschwingern. 

Darum habe ich mich an die beiden Redaktion gewandt: "Das ist etwa so, wie wenn eine Schweizer Redaktion einen Artikel über Deutschland mit Schäferhunden bebildern würde. Prompt schreibt einer Ihrer Kommentare: «Viele Deutsche möchten sich gern in eine Schweizer Berghöhle verkriechen.» Ich bin ein 56jähriger Schweizer, der in einer Stadt und nicht in einer Berghöhle lebt und ich habe vielleicht 3x in meinem Leben Fahnenschwinger gesehen. Deutsche Schäferhunde begegnen mir weitaus öfter."

Ich habe sogar Antwort gekriegt. Die Zeit schreibt: "Ihr Anliegen wird umgehend an die entsprechende Abteilung weitergeleitet. 

Deutschland 2022?
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass Sie wegen der hohen Anzahl von Zuschriften möglicherweise keine persönliche Antwort bekommen."

Und der Spiegel reagiert so: "Wir haben Ihre Nachricht an das zuständige Fachressort weitergeleitet. Bitte haben Sie Verständnis, falls Sie wegen der hohen Zahl an Zuschriften möglicherweise keine persönliche Antwort bekommen werden. Ihr Anliegen wird aber in jedem Fall zur Kenntnis genommen."

Nein, eigentlich habe ich dafür kein Verständnis. Darum bebildere ich meine Meinung:





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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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