Donnerstag, 8. Juli 2021

Retten wir doch einfach mal die Welt

Frank Schätzing hat viele Bücher geschrieben, drei davon finde ich überragend. "Der Schwarm" schlug 2004 ein wie eine Bombe, zumal kurz nach Erscheinung ein Tsunami in Südostasien wütetet. Ähnlich wie im Buch beschrieben. 

Hauptakteur war das Meer und weil Autor Schätzing von seinen Schwarm-Recherchen noch viel Material übrighatte, schob er "Nachrichten aus einem unbekannten Universum" nach. Ein Sachbuch, wo er in seiner gewohnt süffigen Art die Ozeane beschrieb.

Nun der ultimative Appell und Aufruf zum Handeln in der Klimakrise. "Was, wenn wir einfach die Welt retten?" Wo Schätzing drauf steht ist auch Schätzing drin. Wer den Stil mag, wird prächtig bedient. "Die Kuh macht Muh, und das macht sie weltweit zu oft. Zu viele Tiere, zu viel billiges Fleisch."

Der Autor lässt keinen Bereich aus, er leuchtet mit seiner Wort-Taschenlampe in jeden Winkel. Er hält uns den Spiegel hin, wo wir erkennen, was wir anrichten. Jeder einzelne von uns. Aber auch was wir leicht verändern können. Ebenfalls jeder einzelne von uns. "Adoptieren Sie ein Tier, eine Herde, eine ganze Ernte. Einmal hinfahren, mit dem Bauern planen, der liefert Ihnen Ihren Ertrag."

Dass es dann doch nicht ganz so einfach ist, weiss Frank Schätzing natürlich schon: "Es ist ein kleiner Beitrag im Rahmen meiner Möglichkeiten", sagt er im Interview mit dem Deutschlandfunk LINK.

Auf der Website vom NDR LINK steht über dieses Buch: "Wissenschaftlich fundiert und spannend erzählt, entwirft Schätzing verschiedene Zukunftsszenarien. Raus aus der Ohnmacht, das ist Schätzings Botschaft. Nicht lange reden: "Einfach mal machen, das ist eine wunderbare Rezeptur, um etwas zu verändern."

Mir hat dieses Buch Mut gegeben und grossen Spass gemacht. 


Mittwoch, 7. Juli 2021

Muntermacher 2

Only good news are Muntermacher. Nach diesem Motto sammle ich auch heute einige aufbauende Meldungen aus den Onlineportalen. 

@Ralf Seidel, stimmt.de

Der Sturm auf das Capitol in Washington vom 6. Januar 2021 war kein Muntermacher. Dass die New York Times aus dem Videomaterial eine 40minütige Dokumentation gemacht hat aber schon. Eindrücklich ist der Film und wird von der NYT for free zur Verfügung gestellt. Have a look: LINK

"Die Kinowelt erwacht aus dem Corona-Schlaf" titelt der Blick LINK und berichtet von der Eröffnung des Filmfestival von Cannes. Dieses Jahr gibt es wieder Stars und Fans - auch wenn Küsschen nicht erlaubt sind und Abstand gehalten werden muss. Sean Penn ist in Cannes, Jodie Foster und andere Filmgrössen. 

Deutschland ist das letzte Land ohne Tempolimit. Auf Autobahnen darf gebolzt werden. Was in vielen Schweizer Städten längst Standard ist, wird nun auch in Deutschland geprüft. In den Städten Aachen, Augsburg, Freiburg, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm gilt (für eine Testphase, aber immerhin) Tempo 30, wie zeit.de berichtet LINK. Mit der heiligsten deutschen Kuh - dem Gemeinen Autofahrer - wollen es sich diese Städte aber dann doch nicht allzu heftig verderben und erklären, "dass sich das Projekt nicht gegen Autofahrer richte. Es sei eine Initiative für die Bewohner."






Dienstag, 6. Juli 2021

Wir brauchen Muntermacher

Such mal die aufbauende Meldung, den optimistisch machenden Powerriegel auf einem der gängigen Newsportale. Es gibt zwar "die lustigsten Memes" oder "originellsten Gifs" und wenn Du viel Glück hast, präsentiert Dir eine Redaktion in einem "Sponsored Content" nicht nur die Schrecken dieser Welt. Sondern den "nachhaltigsten SUV" oder die "rauchfreieste Zigarette".

Kathrin Steiger, TA
Doch danach suche ich nicht. Sondern nach dem positiven Muntermacher. Und es gibt sie. Der Tagesanzeiger porträtiert zum Beispiel einen der fünf Wildhüter der Stadt Zürich, dessen Fachgebiet Vögel sind: "Für die anpassungsfähigen Enten ist der Stadtraum eine Erweiterung ihres Lebensraums. So dreht eine Entenfamilie regelmässig ihre Runden im grossen Brunnen auf dem Hallywylplatz." LINK

Fröhlich lacht uns im Blick eine Ex-Miss Schweiz entgegen. Lauriane Gilliéron hat sich nach ihrer Modelzeit als Schauspielerin etabliert und soeben im US-Drama "Love on the rock" gewirkt. "Über zu wenig Arbeit kann ich mich nicht beklagen", freut sich die Westschweizerin, welche für diesen Film im Cast immerhin an 4. Stelle genannt wird. LINK

Thomas Samson, AFP
Jeder kennt die bunten Ritschratsch-Würfel. Leute mit flinken Fingern ritschratschen diesen innert Sekunden in die Grundstellung. Aus 225 solchen Würfeln hat der französische Künstler Franck Slama alias Invader ein Bild des Dalai Lama gemacht, welches nun in Paris für 468.000 Euro versteigert wurde. Das meldet der Spiegel. LINK

Wer sucht, der findet. Muntermacher braucht die Welt.

 


Montag, 5. Juli 2021

Tierdokus sind langweilig? Ach was, sagt sich Netflix!

Die Känguru-Ratte rennt um ihr Leben, ihr dicht auf den langen Springbeinchen ist ein Bussard, der ihr mit starrem Blick und staksigen Schritten hinterherrennt. Die Musik schwillt an, der lange Schwanz des hüpfenden Nagers zittert in der Luft, die Klauen des Raubvogels kommen näher - da entwischt die Känguru-Ratte in eine Höhle und der Bussard guckt - im wahrsten Sinn des Wortes - in die Röhre.

"Tiny Creatures" heisst eine Netflix-Tierdoku. Die Bilder sind atemberaubend, die Kamera ist hautnah dabei, die Action ist authentisch. Sensationell, was uns der Streaming-Dienst hier anbietet. 

In jeder Folge steht ein anderes, kleines Tier im Fokus. Egal ob Eichhörnchen, Entenküken, Kaninchenkauz oder gar ein Haushamster - es wird gerannt, geflüchtet, gezischt, gebettelt, gesprungen - und am Ende wartet immer das Happy end. 

Die Macher dieser spektakulären Bilder haben unterdessen zwar zugegeben, dass nicht alles immer authentisch ist. Heisst, gewisse Szenen wurden nachgestellt oder nachbearbeitet. Der Dramaturgie willen. Jede Situation könnte sich aber trotzdem so abgespielt haben, darum tut dies meinem Vergnügen keinen Abbruch. 

Staunen und gestaunt werden ist das Motto der Netflix-Serie, welche auf Deutsch etwas sperrig mit "Unsere winzigen Nachbarn" übersetzt ist. 

Mächtiges Bayern - ängstliches Bayern

Gälte das Territorium des deutschen Bundeslandes Bayern als eigenes Land, liesse es Staaten wie Irland, Georgien, Sri Lanka oder die Schweiz flächenmässig hinter sich. Zählte man nach Einwohnern, liegen Tunesien oder Belgien oder Bolivien hinter Bayern.

Ein grosses, mächtiges und wichtiges deutsches Bundesland also. Höchste Zeit, mal wieder dahin zu reisen und sich ein Bild zu machen. Das Allgäu ist das Ziel, dort wo verrückte Könige spektakuläre Schlösser bauten, dort wo Gott die Landschaft abwechslungsreich gestaltete und dort, wo sie so reden, dass man es selbst als Schweizer fast nicht mehr versteht.

Was einem als Schweizer zudem wundert, sind die immer noch massiv geltenden Corona-Regeln. Manchmal denke ich, die deutschen Politiker bewerben sich für die noch nicht olympische Schwurbel-Disziplin "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern."

Ende Mai wurde der Gesundheitsminister Jens Spahn so zitiert: "Möglichst viel impfen, möglichst wenige Infektionen bis Ende Juni. Dann wird es ein richtig guter Sommer."

Machen wir den Check: Viel impfen? Per 4.7. sind 38,9% der Deutschen 2x geimpft, 56,5% immerhin 1x.

Wenig Infektionen? Die 7-Tage-Inzidenz liegt per 4.7. bei 4.9! Gerade mal 2% aller Krankenhausbetten werden von Corona-Infizierten belegt. 

Wenn das nicht eine gesundheitsministeriale Punktelandung ist. Nun bitte den "richtig guten Sommer". Aber was gilt? Im Innenbereich - egal in welchem Kontext - gilt nicht nur Maskenpflicht, nein, es muss die FFP2-Maske ein. Die sogar draussen punktuell getragen werden muss. Im Park eines Schlosses. Auf einem Flohmarkt. Auf der Cabrio-Kutsche!!

Die deutsche Obrigkeit kann sich darauf verlassen, dass sein Fussvolk artig mitmacht. Und wer sich nicht daran hält, wird von den Zinnsoldaten darauf aufmerksam gemacht. Natürlich zackig-gründlich-deutsch.

Schade. Das mächtige Bayern entpuppt sich gerade als Angsthasen-Bundesland. Die gute Nachricht: schön ist es schon, dieses Bayern. 





Mittwoch, 30. Juni 2021

Selbst im Nati-Höhenflug nörgelt das Schweizer Fernsehen

"Das war eine Berg- und Tal-Fahrt" pampte der SRF-Sportmoderator, als ihm Nati-Trainer Vladimir Petkovic nach dem historischen EM-Sieg über Frankreich zum Interview zugeschaltet wurde. 

Gelassen im Team - verkniffen im TV-Interview.

Bitte?? Geht's noch!! Natürlich muss ein Journalist keinen Bückling machen und soll auch immer kritisch hinterfragen. Etwas mehr Demut oder zumindest Respekt vor diesem Super-Erfolg wäre schon angebracht. Etwas mehr Freude und Enthusiasmus auch. 

Petkovic blieb erstaunlich ruhig, analysierte gelassen und liess sich seinen Ärger nicht ansehen. Erstaunlich war aber sein Gesichtsausdruck. Irgendwie hatte der erfolgreiche Schweizer Trainer eine ganz ähnliche Mimik wie knappe 24 Stunden später der deutsche Torwart Manuel Neuer. Der war aber mit seinem Team grad aus dem Turnier geflogen und so hatte Neuer allen Grund, verkniffen in die Welt zu schauen.

Was für ein Unterschied, wenn man sich Petkovic unmittelbar nach dem Schlusspfiff ansieht. Da ist einer heiter und gelöst, bei sich, entspannt winkt er ins Publikum und lässt sich von seinen Spielern herzen.

Zur Erinnerung: im Achtelfinal der Fussball-Euro eliminierte die Schweiz den amtierenden Weltmeister Frankreich nach einem heroischen Kampf. Ein historischer Coup. Die Fussball-Schweiz hatte zuletzt 1954 die Viertelfinals an einer Endrunde (WM im eigenen Land) erreicht. 

Die hochbezahlten Journalisten beim Schweizer Fernsehen nörgelten aber herum und die Regie spielte Werbeblock um Werbeblock ein. 

Petkovic hat das gemacht, was man von einem erfolgreichen Trainer erwartet: er hat sich angepasst und mitten im Spiel sein System verändert. Sogar mehrmals um dem Druck des Weltmeisters standzuhalten. 

Wörter wie Veränderung oder Anpassung kennen die SRF-Sportleute nicht. Hauptsache das Jacket und die Frisur sitzt. 


Dienstag, 29. Juni 2021

Unser Sommer-Märchen

Als Kind wollte ich immer Nati-Fan werden. Dass das kein richtiger Beruf ist, realisierte ich erst, als ich es war. Ich war 15 oder 16 als ich erstmals live im Stadion bei einem Spiel der Schweizer Fussballnationalmannschaft war - es war ein 2:1 gegen Holland. Nati-Fan zu werden hatte sich also gelohnt.

Yann Sommers grösste Tat. Er hält den Elfer.
Aber es war auch die - fussballerisch düstere - Zeit der ehrenvollen Niederlagen. Immer knapp dran, immer gescheitert. 

In den 1990er kam ein erster Höhenflug mit zwei Teilnahmen an Endrunden. Dann wurde es wieder dunkel. Es gab sogar eine Quali-Niederlage gegen Aserbeidschan. Nati-Fan zu sein war wieder schwer. Das Fussball-Licht wurde ab 2004 wieder heller. Seither hat sich die Schweiz mit einer Ausnahme (EM 2012) für jede Endrunde qualifiziert. Jetzt war plötzlich jeder Nati-Fan.

Dann kam die laufende Europameisterschaft. Mit Hängen und viel Würgen schaffte es die Schweiz überhaupt in den 8tel-Final. Und dort wartete wie ein Bollwerk der amtierende Weltmeister und Vize-Europameister Frankreich. Höher konnten die Trauben nicht hängen. Umso süsser schmecken sie nun, da sich die Schweiz gegen diese Übermannschaft durchgesetzt hat.

3:3 nach langem Kampf und einem zeitweiligen 1:3-Rückstand. Die Fingernägel sind längst alle weg, ehe es ins Elfmeterschiessen geht. Die bittere Gewissheit: einerseits verschiessen die Schweizer gerne Elfer, anderseits ist der eigene Keeper kein Penalty-Killer.

Beides widerlegt. Alle Schweizer trafen und der eigene Torwart hielt ausgerechnet den Schuss von Superstar Mbappe. Der Name des Keepers ist Programm: Sommer. Yann Sommer.

Somit hat nun also auch die Schweiz ihr Sommer-Märchen. 

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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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