Samstag, 27. Februar 2021

ZDF-Serie "Unbroken" - mal wieder Duisburg

Die schlechte Nachricht zuerst; was eigentlich Thriller sein will, entwickelt sich zum Psychodrama. Wenn auch zu einem Guten. Wer aber Suspense erwartet, wird eher enttäuscht sein. 

@ZDF

Die sechsteilige ZDF-Serie "Unbroken" spielt zwar in Duisburg. Aber die Stadt muss derart hässlich sein, dass man in den 240 Minuten höchstens einige Luftaufnahmen und wenige Fragmente zu sehen kriegt. Und wer auf Currywurst-Stände und etwas MSV-Lokalkolorit hofft, wartet vergebens. Der gute alte Schimanski würde sich im Grab umdrehen. Keine Kumpels, kein Fussball, keine üblen Kneipen.

Dafür eine packende Story. Die Polizistin Alexandra (alle nennen sie nur Alex) ist hochschwanger, verschwindet plötzlich und taucht nach sechs Tagen blutverschmiert und nicht mehr schwanger wieder auf.

Was ist passiert? Darauf baut "Unbroken" auf, verliert sich manchmal in Nebensträngen, ist nicht immer ganz präzis (es regnet etwas unregelmässig) und bleibt der Hauptstory dennoch dicht auf den Fersen.

Hauptdarstellerin Aylin Tezel war die Dortmunder Tatort-Kommissarin Nora Dalay und kehrt mit "Unbroken" sozusagen ins Revier zurück. Tezel ist manchmal wütend und stark, dann wieder zerbrechlich, fast kindlich - und darin immer glaubwürdig. Da sind ihr längst nicht alle Darsteller ebenbürtig. Einige fallen schauspielerisch ab. 

Insgesamt aber ist "Unbroken" packend, intensiv, nie langweilig und oft dramatisch. In einer Kritik habe ich gelesen, die Hauptfigur Alex sei zuweilen eine Mischung aus Saga Noren ("Die Brücke"-Kommissarin) und Homeland Star Carrie Mathison. Das ist dann der Ehre doch etwas zuviel. Aber immerhin hat Aylin Tezel einst sogar in einer "Homeland"-Folge mitgespielt. 

"Unbroken" - in der ZDF-Mediathek. 

Mittwoch, 24. Februar 2021

Kommissar mutlos

Warum wird jemand bloss Politiker? Die Meriten können es nicht sein. Bestenfalls bleibt nach der Amtszeit ein prägnantes Sätzchen:

  • - Wir schaffen das
  • - Yes we can
  • - Freude herrscht
  • - Ik bin ein Berliner
  • - Wir können Corona

Das letzte Zitat stammt in einem Anflug von Übermut vom Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset. Der beste Freiburger Bundesrat aller Zeiten (es gab allerdings bisher auch erst 4) verzettelt sich zusehends in Mutlosigkeit und Apathie. Nachdem Lockdown 1 im Frühjahr 2020 überstanden war, jubelte ein euphorisierter Berset sein sinnfreies "Yes, we can Corona" - und irrte sich gewaltig. 

Ihn persönlich für die Debakel-Reihe haftbar zu machen, ist natürlich falsch. Aber es ist immerhin das ihm unterstellte Bundesamt für Gesundheit, welches Panne an Panne reiht und in der so gefährlichen Pandemie übers Wochenende gar den Betrieb einstellt. 

Schlau: Spital Uster holt kompetente Hilfe.
Mir ist es sowieso ein Rätsel, warum der Staat glaubt, er sei ein besonders guter Organisator. Das war der Staat noch nie. Delegiert das doch! Hunderte Event-Manager sind derzeit arbeitslos. Leute, die Rockkonzerte organisieren, sind auch in der Lage, eine Impf-Logistik aufzubauen. 

Das Zürcher Städtchen Uster macht es vor und holt sich das Know-how eines exzellenten Veranstaltungsprofis ins Boot: Joel Meier vom Verein Street Parade. Was nicht weniger als die grösste Technoparty der Welt ist!!

Meier wird externer Projektleiter und freut sich gemäss Website Spital Uster wie Bolle: «Im Vordergrund unserer Tätigkeiten stehen derzeit nebst organisatorischen Aufgaben die Definition der Arbeitsprozesse sowie die Rekrutierung von medizinischem und administrativen Personal für den Betrieb des Impfzentrums."

Das ist mal ein Coup. Dahin sollten die Berner Politiker reisen, um dann ganz erstaunt in die Kameras zu sagen: "Ik bin ein Ustermer". 


Dienstag, 23. Februar 2021

Sind Klimaforscher Panikmacher?

Mein Titel ist natürlich ein Eye-Catcher und ich hoffe, Du liest den Text in Erwartung einer Antwort. 

Die Antwort auf die Frage "Sind Klimaforscher Panikmacher?" lautet natürlich: Nein. Genauso gut könnte man Fussballschiedsrichter als Vögel bezeichnen, weil sie ständig pfeifen.

Wer auch nur einigermassen bei Verstand ist und die letzten 30 bis 40 Jahre nicht unter einem Stein gelebt, anerkennt die Klimaveränderung und nimmt die Warnungen ernst. Es gibt auch keine "Ja, aber...."-Antworten mehr. Die Zeit läuft ab. 

Vielleicht waren Klimawarnungen noch vor wenigen Jahren etwas Abstraktes und hatten mit dem Leben eines durchschnittlichen Mitteleuropäers - der ich bin - herzlich wenig zu tun. Aber unterdessen kann ich es mit eigenen Sinnen wahrnehmen:

Nehmen wir die lauschige Sommernacht. Autofrontscheiben waren grau vor verplatzten Insekten, unter jeder Strassenlaterne surrte und sirrte es und kaum war das Fenster offen, kamen sie rein, die Motten, Schnacken und Mücken und brachten uns um den Schlaf. 

Der Rasen meines Vorgartens verdorrt regelmässig. Die Äste der Bäume in den Wäldern sind - durch Wassermangel - derart morsch, dass sie in grosser Zahl brechen, wenn es mal etwas Schnee hat. 

Nicht nur die Insekten verschwinden, auch die Bienen. Damit sind vielen Vögeln (nein, nicht Fussballschiedsrichtern, die haben eher mit Schwalben zu tun) die Nahrungsgrundlage entzogen. 

Ich kann den Klimawandel also sehen. Ignorieren kann ich ihn nicht mehr. 


Montag, 22. Februar 2021

Wenn Tom Hanks drauf steht, ist Tom Hanks drin

Egal ob Western, Drama, Kriegsfilm oder wahre Geschichte: taucht Tom Hanks auf, ist jeder Film a) Familientauglich und b) gut. 

Hanks' Karriere verlief erstaunlich. Seine ersten Rollen war heiter, doof und komisch. Mit "Fegefeuer der Eitelkeiten" und bereits schon 34jährig spielte Hanks erstmals eine ernste Rolle. Der Film floppte zwar, aber die Tür zu den schauspielerisch anspruchsvolleren Rollen war geöffnet. 1993 und 94 holte er zwei Hauptdarsteller-Oscars ("Philadelphia" und "Forrest Gump"). Was zuvor erst Spencer Tracey und nach Hanks niemand mehr gelungen ist.

"Neues aus der Welt" ist ein Westerndrama vom "Bourne"-Regisseur Paul Greengrass. Es knallt selten, aber es hallt häufig nach. Hanks spielt einen abgehalfterten Armee-Captain, der von Städtchen zu Städtchen reist und den Leuten aus den Zeitungen vorliest. Heute schwer vorstellbar, wo die Breaking News im Sekundentakt auf unseren Handys aufpoppen.

Unterwegs gabelt er ein scheues Mädchen auf und beschliesst, das Kind zu seinen letzten Verwandten zu bringen. Was folgt, ist zwar vorhersehbar - aber dennoch gross inszeniert und fantastisch gespielt. Die Berlinerin Helena Zengel ("Systemsprenger") stiehlt Hanks fast die Show und gab zu, vor dem Casting noch nie etwas vom berühmten Filmpartner gehört zu haben.

Ebenfalls neu ist "Greyhound", wozu Hanks sogar das Drehbuch beigesteuert hat. Als Flotten-Kapitän steuert Hanks 1942 eine Armada von amerikanischen Schiffen nach Europa, um sich dort den Nazis entgegenzustellen. Die sind aber in U-Booten bereits da und jagen die Flotte unerbittlich.

Aber auch hier; wo Tom Hanks auftaucht, wird im Film höchstens still gestorben. In Kraft und Wucht ist "Greyhound" stärker als "Neues aus der Welt". Vergibt aber auch eine grosse Chance. Fast-Oscar-Gewinnerin Elisabeth Shue (für "Leaving Las Vegas") ist leider nicht mehr als nette Dekoration. 

Allemal geeignet für den nächsten verregneten Sonntag; ein aktuelles Tom Hanks-Special. Etwas Western, etwas Kriegsfilm. Und am Schluss flattert die weisse Taube. 

Samstag, 20. Februar 2021

Netflix-Serie "Tribes of Europa"

Kaum läuft die neue deutsche Netflix-Produktion "Tribes of Europa" an, hagelt es Kritik. Keine eigene Handschrift, blasse Figuren, unklare Story...

WTF? Kaum gestartet, schon tot geschrieben? Jetzt gebt der Serie doch mal eine Chance. Lasst Euch ins kaputte Europa 2074 mitnehmen und harret der Dinge. Eine solche Serie hat Deutschland noch nicht gesehen. Da kommt auch das vielumjubelte "Dark" nicht heran.

Die Teenager Liv, Kiano und Elja und ihr Vater leben mit anderen Gleichgesinnten friedlich und gut versteckt in Wäldern vor Berlin. Aber draussen lauern die Gefahren. Und die reissen die Familie auseinander, jeder der Teenies schlittert quasi in eine eigene Mission, mit dem Endziel, die Familie wieder zu vereinen.

Das ist nichts anderes als das Ur-Thema eines jeden Sci-Fi-Filmes, oder um es in den Worten mit E.T. zu sagen: "Nach Hause."

Natürlich hat die Kritik recht, wenn sie Bruchstücke von "Mad Max" erkennt oder "Die Tribute von Panem". Warum sollen solche grossen Werke nicht als Vorlage dienen für eine dystopische Serie über Untergang und Hoffnung? 

Natürlich ist die Dramaturgie zuweilen holprig, wenn in Figur von Moses auch noch der mürrische Spassvogel auftaucht. 

Natürlich ist es zugespitzt, wenn die Bösen vor allem böse und die Guten vor allem traurig gucken. 

Aber egal - ich will unterhalten werden. Und das werde ich mit "Tribes of Europa". Also ab ins Jahr 2074. Schaumer mal, ob es die da in der Zukunft besser hinkriegen, als wir Jammerlappen in den 20er Jahren....


Freitag, 19. Februar 2021

Nach mir die Klobürste

Wer als offener Geist noch während der Trump-Zeit mit dem "Verheissenen Land" von Barack Obama zu lesen begann, für den war es doppelt schwere Kost. Es ist eine mehr als 1'000 Seiten lange Reisen, auf die uns Obama in Teil 1 seiner Autobiographie nimmt. Ist man damit durch, fällt es einem noch schwerer zu glauben, dass nach diesem klugen, reflektierten Humanisten eine narzisstische Klobürste ins Weisse Haus gezogen ist. 

Zum Glück ist diese Fussnote der amerikanischen Präsidentschaftsgeschichte wieder zurück im Körbchen. Von dort bellt es zwar noch fleissig. Was soll der orange Pinscher auch sonst tun?

Aber wenden wir uns dem "Verheissenen Land" zu. Akribisch (manchmal doch etwas gar detailliert) schildert Obama seinen Aufstieg vom Community Worker in Chicago zum US-Präsidenten. 

Jürgen Trittin, ehemaliger deutscher Umweltminister fasst das Buch so zusammen: "Wenn man auf Obamas gesamte Präsidentschaft schaue, war er ein grosser, ein wichtiger Präsident für die USA."

Der WDR-Buchkritiker Andreas Wallentin euphorisch: "Ein Wahnsinnsbuch. Kaum aufgeklappt, verschlingt es einen, zieht es dich wie einen Strudel in sich hinein."

Buchszene.de ist pingeliger: "Er verliert sich in Details, die in ihrer Häufung nicht interessant sind und spart Gefühle aus, die einem helfen könnten, sich in seine Situation hineinzuversetzen."

Und mein Fazit? Anstrengend zwar, aber dennoch ein ehrlicher Einblick in die Arbeit eines Mannes, der sich oft hinterfragt und immer wieder die Einsamkeit des Amtes betont. Ganz so viel Rock'n'Roll ist es dann doch nicht, US-Präsident zu sein. 

 


Donnerstag, 18. Februar 2021

Die Sonntagspredigten der SVP

Bei der Corona-Politik bin ich voll bei der SVP. Die grösste Schweizer Partei (was sie regelmässig selber betonen muss) ärgert sich. Und zwar zu recht. Sie zetert und faucht, Nationalrat Köppel redet davon, dass die Menschen in "kollektive Geiselhaftung" genommen werden. Stimmt. Selten war ich so einig mit den Köppels und Röstis dieser Welt.

Einige Zahlen zur SVP: Im Bundesrat stellt sie 2 von 7 Ministern. Mit dem Finanz- und dem Wirtschaftsminister sind es zudem zwei der gewichtigen Ministerien.

Im Nationalrat stellt die SVP 53 der 200 Sitze. Die nächstgrössere Partei, die SP, kommt da gerade mal auf 39.

Im Ständerat stellt die SVP 6 der 46 Sitze und hängt in der Kleinen Kammer abgeschlagen in den Seilen. 

Dennoch sind 59 der 246 Bundesabgeordneten Mitglieder der SVP. Das sind immerhin 24%. 

Wenn also schon soviel politische Manpower in Bern sitzt, sollte es doch möglich sein, dass die SVP nicht nur verbal auf die Corona-Pauke haut. Die rhetorischen Giftpfeile mögen zwar in Talkshows und Podcasts gut tönen. Politisch bewirken tun sie aber nichts. 

Anderseits hält die gleiche, Corona-schimpfende Partei uns mit ständig neuen, rassistisch geprägten Abstimmungsvorlagen auf Trab. 

So müssen wir am 7. März über das Burkaverbot abstimmen. Ironischerweise wurde das von einem SVP-Exponenten lanciert, der sich gerne in die ziemlich verhüllende Kluft des Motorradfahrers schwingt. Selbstverständlich ist das etwas gaaaaaaanz anderes.

Und ebenfalls am 7. März stimmt der Kanton Zürich darüber ab, ob in Polizeimeldungen die Nationalitäten genannt werden soll. Auch dieser Bullshit wurde von der SVP lanciert.

Wird die Welt besser, wenn wir wissen, dass der Handtaschen-Räuber ein Bosnier und der Autoknacker ein Liechtensteiner war?

Ironie off. 


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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

Wetten dass und die unglaubliche WOW!!!!-Michelle

Er ist wieder da . Im schwarz-roten Blingbling-Anzug tritt Thomas Gottschalk auf und erhält sofort eine Standing Ovation. «Ich bin’s doch nu...

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