Freitag, 29. Januar 2021

Wie aus der stolzen BRD die lahme BM wurde

Deutschland, was ist nur aus Dir geworden? Du warst für mich immer das Land der coolen Socken wie Michael Mittermeier und HP Kerkeling, Konrad Adenauer und Joschka Fischer, Steffi Graf und Boris Becker, Martin Luther und Johannes Gutenberg, Thomas Gottschalk und Günter Jauch, Loriot und Konrad Duden. 

Und nu? Medioker bist Du geworden, unbeweglich, langweilig. Ja, Land meiner Grossmutter, Du bist so geworden, wie die öde Tante, die seit Jahren den immer gleichen, vertrockneten Kuchen hinstellt. "Iss Schnittchen Junge, Du bist ja so dünn."

Nehmen wir einen Teenager, der sich etwas für Politik und sehr für Fussball interessiert. Dem reicht inzwischen die Buchstaben-Kombination BM.

BM steht für Bundeskanzlerin Merkel. Oder für Bayern München. Wer Teenager ist, kennt keine keine anderen Regierungschef und keinen anderen Fussballmeister. 

Seit 2005 sitzt die BM (Bundesmutti) im Kanzleramt. Diesen Stressjob hielt nur Helmut Kohl länger aus. Im Herbst 2021 hört sie auf. Und was kommt dann? Vermutlich der nächste Mittelmässige. Armin Laschet ist ein formatloser Politiker aus Aachen. Er könnte nächster Kanzler werden. Oder der bayrische Wendehals Markus Söder. Seine Nase ist immer dort, wo der Wind am leckersten duftet.

Auch der Fussball ist nur noch öde. Wer wird Meister? Gähn. Die Antwort ist seit 2013 dieselbe. Und wird dem Serienmeister eine andere Mannschaft gefährlich, zückt der Finanzchef das ganz, ganz grosse Portemonnaie und kauft den Konkurrenten leer. So machen in Fussball-Deutschland längst die Ausgewanderten die grossen Schlagzeilen: Jürgen Klopp englischer Meister, yes Baby. Thomas Tuchel französischer Meister, allez PSG. 

Gähn. Deutschland, warum bist Du so langweilig geworden? 

Donnerstag, 28. Januar 2021

Hindafing - der Wahnsinn erobert Bayern

"Kruzifix" rufen sie, "was für oa Schmarrn" und trinken Bier. Was sich wie eine depperte Beschreibung von bayrischen Hinterwäldlern anhört, ist das pure Gegenteil. Zwei Staffeln "Hindafing" und es ist klar: der Wahnsinn macht sich breit im stolzen Freistaat. 

Im Fokus steht Alois Zischl. Maximilian Brückner liefert ein Par-force-Leistung ab, die in ihren besten Momenten an Baby Schimmerlos (Franz Xaver Kroetz) in Kir Royal erinnert. Zu Recht wurde Brückner mit mehreren Preisen ausgezeichnet. 

In der ersten Staffel ist Alois Zischl noch Bürgermeister vom Kuhkaff Hindafing, in Staffel zwei sitzt er schon als Landtags-Abgeordneter in München. Zischl klüngelt sich durch, ist ein Hallodri, der kein Erbarmen kennt und ständig auf die Schnauze knallt. Und immer heftig. 

"Hindafing" als bitterböse zu bezeichnen ist eine gewaltige Untertreibung. Es wird gelogen, geschachert, beschissen und geschossen. Selbst die Ministerpräsidentin (eine Frau, an der Spitze Bayerns??) kriegt eine Kugel ab. 

Die Serie ist grandios gespielt, perfekt besetzt, die Pointen sitzen punktgenau und das Köstliche bahnt sich unaufhaltsam seinen Weg durch das bayrische Hinterland und Unterholz.

Wer das für "oanen Schmarrn" hält ist selber schuld. 

Dienstag, 26. Januar 2021

"Breaking Even" - Dallas im Ruhrgebiet

Der Dallas-Bösewicht J.R. Ewing ist gegen die modernen TV-Unholde in seiner Gemeinheit zwar längst verblasst. Aber es gibt sie noch. Die Serien, die in ihrer zynischen Bosheit an die fiesen Tricks der texanischen Ölfamilie aus den fernen 1980ern erinnern.

"Breaking Even" heisst eine sechsteilige ZDF-Produktion, welche uns nach Essen und zur Dynastie der Industriefamilie Lindemann führt. Lauter dubiose Figuren wetteifern um den Titel "Idiot des Moments", sie beharken und bekriegen sich, diese Lindemanns, welche ein Autowerk führen und sich selber gegenseitig auf den Füssen rumtrampeln.

In dieses unschöne Familien-Mengengelage geraten die ambitionierte Juristin Nora Shaheen und das rotzige Girlie Jenny. Sie sind die Heldinnen von "Breaking Even", scheinen aber auf ähnlich verlorenem Posten wie dereinst Cliff Barnes. Sein Kontrahent J.R. war ihm stets einen Schritt voraus. Hier manifestieren sich die Bösewichte in vielerlei Charaktere. 

Eine grosse Stärke von "Breaking Even" ist es, dass einem die Figuren - sind sie auch noch so unscharf gezeichnet - nie durcheinander geraten. Da der Firmenpatron Benedikt, seine strenge Mutter, der strunzdumme Bruder Maximilian, der dubiose Hausjurist, der Rebell Konstantin. 

Wie ein Batman-Comic spielt sich ein grosser Teil der Story in Dunkelheit und im Schatten ab. Was auch ein Bekenntnis ist; keiner zeigt sein wahres Ich und wenn doch, tut sich Erschreckendes auf.

Die Schwäche ist die unklare Kante: ist es ein Krimi mit Drama-Elementen? Oder doch eine Gesellschaftskritik ohne tiefere Psychologisierung? 

Wichtig für mich: "Breaking Even" ist meistens spannend, stringent erzählt, brillant besetzt und ganz undeutsch unhysterisch gespielt. Etwas ratlos lässt der offene Schluss. Kommt da noch was? Ist das die berühmte Hintertür für eine neue Staffel? Oder war ich dann doch zu doof, um den Intrigantenstadl in seiner Gänze zu begreifen?



Montag, 25. Januar 2021

Schuld? Sind eh immer die Anderen

Der Mann heisst James David Vance und hat mit "Hillbilly Elegy" nicht nur ein aufsehenerregendes Buch geschrieben. Vance steckt den Finger in eine Wunde, wo wir alle nicht gerne hinschauen. 
Der Mann ist zwar erst 1984 geboren und legt mit dem Buch (das inzwischen auch verfilmt wurde), eine Art "Biografie" vor. Was er aber aufzeigt ist, wie es möglich ist, dass ein Irrer wie Donald Trump überhaupt US-Präsident werden konnte. Was falsch läuft in der Gesellschaft. Das gilt nicht nur für die Vereinigten Staaten.
Das Phänomen schwappt auch zu uns. Vance stellt nämlich fest, dass es seit einigen Jahren die Tendenz gibt, die Schuld nicht mehr bei sich zu suchen. Sondern sie zu delegieren, nach dem Motto: "Ich? Schuld? Nö, ich bin ein Opfer. Ich würde schon, aber sie lassen mich ja nicht."
Besonders ausgeprägt zu erkennen ist die Haltung nun während Corona. Besonders dreist gelebt ausgerechnet vom Staat, der uns Vorbild sein sollte, aber jegliche Verantwortung abschiebt. Oder hast Du schon mal einen Politiker gehört, der sich hinstellt und Asche auf sein Haupt streut? 
Wenn immer was schiefgeht (2. Welle, Corona-App, Impf-Strategie) - Schuld sind immer die "Anderen". 
Aber auch wir Bürger, Angestellten, Mütter und Väter, Busfahrerinnen und Spargelstecher machen es uns einfach und delegieren. 
Verantwortung übernehmen? Iwo, viel zu anstrengend.

Freitag, 22. Januar 2021

Die Panikmaschine namens "Medien"

Die Zuspitzung ist eine Kraft, welche es Newsportalen erlaubt, User zu generieren und damit Geld zu verdienen. Nothing wrong with that. 

Aber die unlautere Zuspitzung ist ein Hohn des Journalismus. Leider grassiert - gerade zu Corona - diese Unsitte. Wer es als Leserin oder Userin genau wissen will, muss zwischen den Zeilen lesen und hören. Wer aber nur Headlines liest, dem muss Angst und Bange werden. 


16 mal schwere Nebenwirkungen ist dann dramatisch, wenn man einen tiefen Multiplikatoren ansetzt und vielleicht einige wenige 100 Menschen geimpft worden sind. Aber erst beim Scrollen stösst man auf den Kontext; es wurde 170'000 mal geimpft!! 16 davon schaffen es bis in die Blick-Headline. 

Wenn im Kanton Neuenburg (welcher 177'000 Einwohner hat), also 16 Menschen an sehr heftigem Fusspilz leiden, wird dann daraus auch eine Headline? 

Mittwoch, 20. Januar 2021

Washington ist eine faszinierende Stadt

Dort, wo heute das mächtigste Panikorchester der Weltpolitik die Musik macht, war früher nur Sumpf. Und mit früher ist nicht das Holozän gemeint. Mit dem Bau der Stadt Washington wurde erst am 13. Oktober 1792 begonnen. Im gleichen Jahr beschloss Frankreich die Einführung eines neuen Kalenders. Die ersten zaghaften Schritte zur Entwicklung von Elektrizität werden gemacht. Venedig eröffnet sein Teatro La Fenice und der später weltberühmte Komponist Gioachino Rossini kommt zur Welt.

Da war Washington noch eine Babystadt. Bis heute ist die Stadt auch gar nicht gross, sie hat weniger Einwohner als Frankfurt, Malaga, Oslo oder der Schweizer Kanton Aargau. 

Klein, aber fein. Denn mir gefällt Washington sehr. Ich war schon einige Male dort, es gibt viel zu sehen, auch abgesehen vom Weissen Haus, dem Lincoln Memorial oder dem Capitol. Im Sommer wird es dort so heiss, dass es fast unmöglich ist, die ultrabreiten Boulevards zu überqueren, ohne dass man, angelangt auf der anderen Strassenseite, einen Sonnenbrand hat. Man schlendert (ja, schlendern in einer US-Stadt) durch Georgetown, schippert auf dem Potomac nach Mount Vernon. Das war der Landsitz des ersten US-Präsidenten, quasi das, was heute Camp David ist und kann man es heute besichtigen. 

Oder man besucht John F. Kennedy's Grab im eindrücklichen Soldatenfriedhof Arlington - im Westen der Stadt - der fast so gross ist wie der Englische Garten in München oder der Central Park in New York. 

Der Eintritt in viele der berühmten Museen ist gratis und von der Dachterrasse des Kennedy Center sieht man auf den Watergate Komplex. 

Wenn ich das nächste Mal nach Washington komme, ist auch die Vernunft in die Politik zurückgekehrt. Darum freue ich mich sehr auf meine nächste Visite der jungen, faszinierenden US-Hauptstadt. 


Montag, 18. Januar 2021

Impfen geht in die Hose - Polizei geht immer

Schon erstaunlich, dass ein Land wie die Schweiz, dass die längsten und stabilsten Tunnels der Welt baut, nicht in der Lage ist, ein vernünftiges Corona-Impfkonzept auf die Beine zu stellen. 

Bis am 14. Januar 2021 wurden in der Schweiz 66'000 Dosen verimpft. Tönt gut. Das ist mehr, als die grösste Tessiner Stadt Lugano Einwohner hat. Tönt schlecht, wenn man weiss, dass jeder Geimpfte zwei Dosen braucht. 

Das heisst, in der Schweiz wurden bisher so viele (oder eher: SO WENIGE) Leute geimpft, wie in einem mittelgrossen Zürcher Stadtteil wohnen. 

Mir fehlt der Wille, das zu verstehen. Vielen Kantonen fehlt offenbar der Wille, endlich zu handeln. Ankündigen, ja, das können sie. Beim Umsetzen aber verstecken sie sich hinter ihren Schreibtischen. 

Seit dem 18. Januar gilt in der Schweiz die Homeoffice-Pflicht. Nun schlägt die grosse Stunde der Angsthasen hinter ihren Schreibtischen. "Die Einhaltung dieser Pflicht wird kontrolliert", pupt der Kanton Basel-Stadt. Auch Solothurn, Aargau, Luzern oder Schaffhausen schicken das Homeoffice-FBI los. 

Warum mich das stört? Beim Kontrollieren haben sie eine grosse Schnauze. Beim Impfen ruhen die Füsse erstmal gemütlich auf den Schreibtischen. Der Kanton Bern weist ein BIP von 78'000 Millionen Franken auf! Konnte aber noch nicht alle geplanten Impfzentren öffnen. Und der wirtschaftsmächtige Kanton Zürich sucht sogar noch nach Betreibern. 



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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

Wetten dass und die unglaubliche WOW!!!!-Michelle

Er ist wieder da . Im schwarz-roten Blingbling-Anzug tritt Thomas Gottschalk auf und erhält sofort eine Standing Ovation. «Ich bin’s doch nu...

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