Donnerstag, 31. Dezember 2020

Wonder Woman: die Leinwand brennt

Der Kinoheld meiner Kindheit war Superman, gespielt von Christopher Reeve. Den Filmanfang auf seinem Heimatplaneten habe ich damals nicht begriffen. Und den Hype um seinen Filmdaddy Marlon Brando ebenso wenig. Marlon wer?

Aber als Superman auf der Erde dann für Ordnung sorgte, war meine Welt auch wieder in Ordnung. Nicht mal der fiese Lex Luthor (Gene Hackman, das vergesse ich Dir nie) und sein doofer Kryptonit konnten Superman letztlich bezwingen.

Das wars für mich in Sachen Superhelden. Auch wenn ich Iron Man mag - vor allem das lakonische Spiel von Robert Downey jr. Oder auch Batman - zumindest, solange nicht Val Kilmer, George Clooney oder Michael Keaton im Fledermauskostüm stecken. Aber all die anderen fliegenden, zischenden, alleskönnenden Comichelden, die plötzlich über die Leinwand rauschten, erreichten mich nicht mehr.

Bis jetzt. "Wonder Woman 1984" läuft. Ein Giga-Spektakel-Film, ganz in der Tradition der grossen Actionkisten. Und doch etwas anders. Darstellerin Gal Gadot gibt der Figur einen ganz eigenen Charme. Sexy zwar, aber kein Bunny, klug, aber keine Besserwisserin. 

Parallele übrigens zu meinem damaligen Superman-Erlebnis; auch bei Wonder Woman hat mich der Anfang eher abgeschreckt. Ben Hur meets Harry Potter oder was? Und warum lässt sich Robin "Claire Underwood" Wright in ein derart lächerliches Karnevals-Kostüm stecken? Vielleicht hat sie ja die gleiche Motivation wie damals Marlon Wer und die hiesse dann wohl Kohle. Tja. 

Aber als Wonder Woman auf der Erde dann für Ordnung sorgt....siehe oben. So endet dieses beschissene Jahr wenigstens an der Helden-Front so richtig anständig. 

Dienstag, 29. Dezember 2020

Mein direkter Draht zu Joe Biden

Noch einige Tage, noch einige Trumpel-Aktionen und dann sind wir den Lackaffen im Weissen Haus los. 

Aber richten wir unseren Fokus auf die positiven Dinge im Leben. 15 Dollar machten es möglich und ich habe quasi Zugang zum mächtigsten Mann der Welt. Regelmässig informieren mich "president-elect" Joe Biden oder seine Vize Kamala Harris über den Stand der Dinge ihrer Vorbereitungen. 

Und das kam so. Als sich der Trumpel weigerte, die Übergabe einzuleiten, fehlte dem Biden-Team das dringend nötige Geld, ihren Aufbau voranzutreiben. Also loggte ich mich über eine Website ein und spendete 15 Dollar. 

Seither "gehöre ich dazu". Joe Biden schreibt mir Mails mit der rührenden Anrede: "Hi Stefan, it's Joe." Nun weiss ich stets schnell, wer Energieminister werden soll, was mit der Nachwahl von Georgia auf dem Spiel steht und welche Pläne die Biden-Harris-Regierung bezüglich Corona hat.

Spendest Du einer amerikanischen Organisation, gerätst Du unweigerlich in einen hochprofessionellen Informations-Sog. Man kann das lästig finden. Oder sich freuen wie ein Schneekönig, wenn Joe Biden schreibt: "Thanks for your support, I mean it". 


Mittwoch, 9. Dezember 2020

Polidisch gorekt?

Löblich ist es schon, wenn ein Medienhaus ein eigenes "Sprach-Board" einsetzt. 20 Minuten baut ein 17köpfiges (!!) Team auf, welches die Sprache der Redaktion prüft. Ist da doch ein "Mohrenkopf" durchgerutscht? Ist "Powerfrau" sexistisch? Es werden "Manuals" ausgearbeitet, welche helfen sollen "verletzende oder belastete Sprachbilder" zu vermeiden. Themen sind Sexismus, Homophobie oder Rassismus. 

Wie geschrieben: löblich ist das schon. Aber in der Liste fehlt etwas. Die Sprachfehler. Wer kämpft gegen die an? Es ist zwar nicht das 20min-Exklusivrecht, möglichst viele Schreibfehler in möglichst wenig Zeilen unterzubringen. Aber es fällt schon auf, dass ausgerechnet das "Sprach-Board-Medienhaus" eine ungemein hohe Rate an Ortogravie- (oder wie schreibt man dieses verflixte Ding schon wieder??) Fehlern produziert. 

Oder um es mit anderen Worten zu sagen: Hauptsache, die Texte sind polidisch gorekt. Ob der Inhalt sorgfältig recherchiert ist? Geschenkt! Ob die Fehlerquote bei Null liegt? Nö. Bloss keine Bowerfrauen oder Morengöpf. 

Montag, 7. Dezember 2020

Ich teste mal Farmy

Farmy macht das extrem clever und tut so, als ob es ein kleiner Nischen-Player ist. Auf der Website lese ich: "Farmy ist der Online-Markt für frische und authentische Lebensmittel mit transparenter Herkunft". 

Die PR-Abteilung von Farmy gehört schon mal in die Champions League. Es wird das Optimum versprochen: "Die Waren sind top frisch und von bester Qualität."

Auf ein Buch musste ich kürzlich fast zwei Wochen warten. Bei Farmy geht das fix. Gestern bestellt, heute geliefert. So zumindest verspricht es die Website.

Also habe ich es ausprobiert. In den späten Abendstunden klicke ich mich rein, suche aus und lege in den Warenkorb. Dann die erste positive Überraschung; die Lieferung ist bereits für den nächsten Tag angekündigt. Ich kann auswählen ob morgens oder abends. Kaum habe ich bestellt (und bezahlt), erhalte ich eine SMS, die mir die Lieferung minutengenau ankündigt - mit einem Puffer von +/- 15 Minuten. Das ist fair.

Als sich am nächsten Tag der Hunger meldet, kommt schon die nächste Farmy-SMS: Deine Lieferung ist unterwegs. Und tatsächlich: der Fahrer trifft exakt zur angekündigten Zeit ein. Sogar noch 2 Minuten zu früh! Sagenhaft.

Nun zur Ware. Die Farmys haben ihren Mund nicht zu voll genommen. Frisch? Ja! Beste Qualität? Ja! 

Wermutstropfen? Ja, leider. Frisch, Bio, lecker, regional ist alles erfüllt. Aber warum ist vieles in diesen doofen Folien eingepackt? Ärgerlich. 

Die Folien geben einen Abzug. Aber insgesamt ist das Farmy-Erlebnis genial. Auf der 1-10-Skala gibt es 9.5 Punkte. 

farmy.ch/

Mittwoch, 2. Dezember 2020

Auf Tuchfühlung mit dem 1. FC Union Berlin

Schliesslich nahmen wir uns alle gegenseitig in den Arm, was nicht den Vorschriften entsprach, aber trotzdem richtig war. Denn nun war alles, was wir erlebt hatten, bereits Geschichte. Wir würden unserer Wege gehen und in dieser Zusammensetzung nie mehr zusammenkommen.

Einem Buch, welches so endet, kann man einen gewissen Pathos nicht absprechen. Was aber passt. Der Fussballjournalist Christoph Biermann begleitete in der Saison 2019/2020 den Bundesliga-Neuling Union Berlin und schrieb einen 400 Seiten Schmöker. Biermann durfte fast immer hautnah dabei sein - und schlitterte genau wie "seine" Unioner in die Corona-Pandemie. Was dem Buch eine fast schon geniale Wende gibt. Besser hätte man es sich als Romanautor nicht ausdenken können. 

Gerade dann als ein Tief einsetzte - Union war nach der Winterpause nur schwer in Tritt gekommen - unterbrach die Pandemie die Saison und gab eine unerwartete Verschnaufpause. Davon erholten sich die Eisernen, gewannen drei der vier letzten Saisonspiele und liefen überraschend auf dem 11. Schlussrang ein. Weit vor Teams wie Bremen, Schalke und nur hauchdünn vom Stadtrivalen Hertha geschlagen. 

Autor Biermann geht ganz nah dran, berichtet ungeschminkt aus der Kabine, von den Trainings, den Auswärtsreisen, den Begegnungen mit den Fans, dem manchmal unwirschen, letztlich aber erfolgreichen Trainer Urs Fischer.

Dass der Schreiber dabei nicht immer ganz die journalistische Distanz einhielt - geschenkt. Es sitzt ja auch keiner von uns auf der Tribüne und zuckt mit den Schultern, wenn ein Tor fällt. Egal auf welcher Seite, egal welches Team spielt. 

"In vier Wochen ist alles vergessen, dann geht es wieder von vorne los", sagte Fischer, als er sich im Trainerzimmer seine Tasche nahm, um nach Hause zu fahren. Ich widersprach ihm ungern, aber diese Saison würde niemand vergessen."

Dieses Buch auch nicht. 

Freitag, 27. November 2020

Wenn die Tatort-Expertin den Tatort-Kult-Kommissar nicht kennt

Wann zappt der Zuschauer beim TV-Krimi weg? Wenn es ihm nicht mehr gefällt. Gründe gibt es viele. Bei mir ist es so, dass ich ausschalte, wenn es doof wird. Definiere doof! Bei mir ist das dann erfüllt, wenn es unlogisch wird. Egal, auf welcher Ebene. 

Ich weiss, dass ich nichts weiss. 

In der Sendung "Club" im Schweizer Fernsehen unterhielten sie sich dieser Tage über den "Tatort" im allgemeinen und die Schweizer Ausgaben im Besonderen. Die Runde war geil zusammengestellt, sassen immerhin zwei Schweizer Tatort-Kommissar (Stefan Gubser und Anna Pieri Zuercher) in der Runde, ein ehemaliger Kripochef, ein Drehbuchautor, ein Tatort-Regisseur wurde aus Berlin zugeschaltet und eine "Tatort"-Expertin. Die Journalistin Simone Meier schaut sich Sonntags den "Tatort" und schreibt dann darüber. 

Persönlich machte diese Simone Meier einen sehr angenehmen Eindruck. Vermutlich könnte ich mit ihr auch ein Bier trinken gehen und mich ausführlich über Politik, Gesellschaft oder den Klimawandel unterhalten. Beim Thema "Tatort" aber - ihrem Steckenpferd - wäre das Gespräch schnell beendet. Die "Tatort"-Expertin gab in der Talkrunde nämlich zu, dass sie noch nie einen Schimanski-Tatort gesehen hätte.

Blieb da nur mir die Spucke weg?

Eine selbsternannte "Tatort"-Expertin - aber sie kennt den Kult-Kommissar nicht? Wie will sie denn die anderen Ermittler in Kontext stellen? 

Google ich die Frau, stosse ich schnell auf den Satz "Sie hat diverse Preise und Stipendien gewonnen". Das hat sie mir voraus. Und dass sie für Watson schreibt. Dass sie Bücher publiziert. 

Aber als sie zugab, Schimi nicht zu kennen, war für mich der Fall erledigt. Der Täter ist immer der unwissende Depp in der Runde. Ich zappte aus und weg. 


Samstag, 21. November 2020

"Vergeltung" von Robert Harris

Es gibt Filme, die werden mit grossem Trara angekündigt: Bestseller-Verfilmung, Oscar-Preisträger und ein berühmter Regisseur. Die Marketingmaschine läuft auf Hochtouren und das Publikum stürmt die Kinos. 

Dann aber die Enttäuschung; Look und Ambiente wie in einem normalen Fernsehfilm, kaum grosse Kino-Momente, keine Wow-Bilder und der Sound dudelt auch nur vor sich hin.

So ergeht es mir mit "Vergeltung" von Robert Harris. Schreiben kann der Mann. Das hat er bewiesen mit "Vaterland", "Ghost" oder "Konklave" und zuletzt "Der zweite Schlaf". 

Mit "Vergeltung" macht Harris das, was er besonders gerne tut: er baut um eine wahre Begebenheit eine Story und entführt uns an Orte und in Zeiten, die wir höchstens aus der Geschichtsstunde kennen. Das ist gut und es ist packend. Akkurat werden Kleidung oder Mobiliar beschrieben - wir sind mittendrin in London und Belgien im Weltkriegsjahr 1944. Die Nazis haben eine Rakete entwickelt und bombardieren die britische Hauptstadt. Die Briten ihrerseits entsenden eine Truppe Mathematikerinnen, um die Flugbahnen zu berechnen und so eruieren zu können, wo die Raketen abgeschossen werden. 

Diese Ausgangslage - so wahr sie ist - ist natürlich etwas zu technisch, etwas zu rational. Also gibt es auf beiden Seiten eine Hauptfigur. Praktischerweise ein Mann und eine Frau und der Klappentext kündigt sogar an: "Das Schicksal wird die beiden aufeinandertreffen lassen." Genau darauf baut der Spannungsbogen. Wann treffen sich der zweifelnde Nazi-Ingenieur und die zweifelnde britische Offizierin? 

Kommt es zum grossen Happy End mit Pauken und Trompeten? "Vergeltung" ist zähe 359 Seiten lang. Auf Seite 355 kommt es endlich, endlich zur Begegnung!! Dass nun nicht mehr viel passiert, ist klar. "Er nahm ihre Hand, lächelte, sah sie an, in sie hinein, durch sie hindurch und sagte: Man hat uns beide getäuscht". 

Was leider auch die Essenz dieses Buches ist. Wir werden alle fürchterlich getäuscht. 


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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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