Freitag, 28. April 2017

Über "Captain Fantastic": Sechs Kinder leben im Walde, fast still und stumm

Noch tappt der stolze Hirsch ganz unschuldig durch den Wald, noch schaut der Zuschauer dem Tier ebenso unschuldig zu. Das Unheil - für den Hirsch - bahnt sich in einem knackenden Geräusch an. Das Tier schaut auf, im grünen Hintergrund ist plötzlich ein grauer Schemen zu erkennen, welcher durchs Unterholz bricht und dem Hirsch das Messer ins Herz rammt. 

Etwas dick aufgetragene Kritik

Die Waldhorde muss in
die Zivilisation.
So startet "Captain Fantastic", ein Film, der am Filmfest Cannes seine Weltaufführung erlebt, aber keinen Siegeszug angetreten hat. Das hat wenig mit dem schnellen (und blutig inszenierten) Hirschtod als wohl vielmehr mit der manchmal etwas gar dick aufgetragenen Gesellschaftskritik zu tun. Die aber durchaus ihre Richtigkeit hat. 
Der Aussteiger Ben lebt mit seinen sechs Kindern mitten im Wald und bringt ihnen alles bei, was sie zum Leben benötigen. Und das sind nicht nur Basics wie Jagen, Töten, Essen zubereiten, sondern auch Philosophie, Geschichte, Politik. 
Ben's Frau und Mutter schliesslich lockt die Waldhorde raus in die Zivilisation. As sich die Frau das Leben nimmt, müssen sich Ben und Kinder einer ihnen fremden Realität stellen. Hier kommt es zu komischen, manchmal arg überdrehten Situationen, die aber dennoch stets ans Herz gehen. 

Überragend sind die Kinder-Darsteller

Was "Captain Fantastic" besonders sehenswert macht, ist das grossartige Schauspiel der Halbwüchsigen und Kinder. Famos, wie selbst die Kleinste aus dem Stegreif über die "Bill of Rights" nicht bloss schwafeln, sondern geradezu philosophieren kann. 
Viggo Mortensen überzeugt als Vater Ben, Frank Langella als Grossvater und in einer Nebenrolle ist auch Steve Zahn zu sehen. 
"Captain Fantastic" wird seinem Filmtitel zwar nicht unbedingt gerecht, denn weder ist die Familien-Dramödie fantastisch noch ist Ben ein Captain. Aber sehenswert ist der Streifen allemal. 

Zürich will keine öffentlichen Männer-Klo's mehr, weil......

Auch in der sauberen Schweiz ist der Gang auf ein öffentliches Klo selten angenehm - aber wenigstens erleichtert der Gang so einiges. 
Nicht mehr lange. Zumindest nicht auf öffentlichem Grund. In Zürich naht das Ende der Männer-Klo's. Sie sollen verschwinden.
Weil sie besonders eklig sind? Nein. Die Erklärung ist viel profaner. Männer-Toiletten diskriminieren Frauen. Findet zumindest die Stadt Zürich. 
Zürich hat einen WC-Masterplan.
Damit sich keine Frau diskriminiert fühlt. 
"Jetzt habe ich mir doch glatt in die Hosen gemacht vor Lachen", kommentierte ein - männlicher - User auf einem Online-Portal diese Meldung. 

Männer-Klo's stammen aus "anderen Zeiten"

Warum genau diskriminiert ein Männer-Klo die Frauenwelt? Der Tages-Anzeiger aus Zürich schreibt: "Der 270 Seiten starke Masterplan Züri-WC sieht keine Zukunft für die öffentlichen Männer-Klos der Stadt Zürich. Vier fixe Anlagen gibt es. Diese würden aus "anderen Zeiten" stammen. Sie bleiben nur noch in Betrieb, solange sie ihren Zweck erfüllen. Neue Anlagen sind aus Gleichstellungsgründen nicht vorgesehen."
Die Online-Kommentierer kriegen sich fast nicht mehr ein. Eine Auswahl:
  1. Aha, und Bekannte mussten - als sie eine Kita eröffnen wollten - extra ein Männer-Klo erstellen, da dies sonst die Väter diskriminieren würde.
  2. Und was ist mit den Frauenparkplätzen in öffentlichen Parkhäusern? Spielplätze mit zu niedrigen Schaukeln für Erwachsene? (In jedem Mann steckt ja bekannterweise ein Kind ;-)
  3. Genau so gut könnte man Gynäkologen oder eine Geburtenabteilung im Krankenhaus als diskriminierend anschauen.
  4. Am besten wäre es doch, wenn die Genderwahnsinnigen soweit gingen, eine Initiative zu lancieren, die per Gesetz vorschreibt, dass Männer und Frauen biologisch absolut identisch sein müssen.
  5. Die Ersteller und Mitarbeiter des Masterplans.... sind nicht ganz dicht, also im Kontext inkontinent - ein 270-Seiten starkes Behördenwerk für Wc's... 
  6. Bravo! Endlich haben wir in der Schweiz echte Probleme zu lösen. Die Welt wird neidisch auf unser "Gepinkel" schauen!
Hoffentlich dringt diese Brunz-Idee aus Zürich bloss nie bis nach Brüssel vor. Was passiert dann mit dem armen Manneken-Pis?


Dienstag, 25. April 2017

"Der Bienenmann" hat mich ordentlich durchgesummt

Das ist eines dieser Bücher, das mit einer ganz simplen Ausgangslage startet. Ein als Imker (oder eben Bienenmann) verkleideter Täter, dringt in einem Seengebiet an der Schnittstelle von Berlin und Brandenburg in Häuser ein und bringt scheinbar wahllos Leute um, andere verletzt er und ein Kind entführt er. Die Polizei beginnt zu ermitteln - und der Autor beginnt, uns Leser an der Nase herumzuführen.
Summsumm macht der Bienenmann.
Gelungenes Krimidebüt von Elias Mattay. 

Nichts ist so, wie es scheint

Das zusammengewürfelte Ermittlerteam aus Potsdam und Berlin arbeitet eher gegen- als miteinander, die junge Brandenburger Polizistin Jana lässt sich in einer Affäre auf ihren Vorgesetzten Frank ein um alsbald zu erkennen, dass er sie nur benutzt. Der Berliner Bulle Roman Baer kümmert sich parallel um seine Frau, die nach einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt, wirft aber ebenso ein Auge auf die Kollegin Liv Grünberg, die wiederum von ihrem eigenen Mann in den finanziellen Wahnsinn getrieben wird. 
Hier die Übersicht zu behalten, ist gar nicht so einfach, zumal weitere Komplikationen auftauchen. 

Als ob einem ein Bienenschwarm um den Kopf schwirrt....

Und dann ist da natürlich noch die Hauptstory. Wer ist der Bienenmann? Who Did It? Was steckt hinter diesen Attacken auf die Villen am See? Als ob man in einen Bienenschwarm geraten ist, beginnt schon bald der Kopf zu schwirren. Aber nicht vor Ärger, sondern vor Vergnügen, denn ich leide mit den Figuren wie Roman, Jana, Liv, Solveigh, selbst mit dem Unsympath Frank und anderen Charakteren mit. 
Der Autor hält sich selber bedeckt und schreibt auf seiner Homepage über sich selber. "Elias Mattay hat als Psychologe mit zahlreichen Strafgefangenen und auch wissenschaftlich zu Fragen der Kriminalität gearbeitet. Er lebt mit seiner Familie in Berlin. Unter verschiedenen Namen veröffentlichte er Erzählungen, Romane und Hörspiele für Kinder und Erwachsene."

"Der Bienenmann" hat mich neugierig auf mehr gemacht und ich hoffe auf weitere Geschichten aus der Feder des Elias Mattay. Mehr Infos zum Autor auf seiner Website: http://elias-mattay.de/

Sonntag, 23. April 2017

"The Founder"; der bitter-böse Film über den Aufstieg von McDonalds zur grössten Fastfoodkette der Welt

"Der Fuchs ist im Hühnerstall. Und wir haben ihn rein gelassen." Die Restaurant-Besitzer und Gebrüder Richard und Maurice McDonalds schauen sich ratlos an, denn sie ahnen, dass das Ende ihrer eigenen Idee eingeläutet ist.
"The Founder" ist ein Biopic über den Mann, der aus der kleinen, feinen Gastro-Idee einen Weltkonzern gemacht hat und das sind nicht die McDonalds selber, sondern der hinterlistige Ray Kroc. Dieser ist ein halbseidener Vertreter, der in den frühen 1950ern durch Amerika tourt um Klapptische oder Milchshake-Mixer verkaufen zu können. Nichts gelingt - bis er auf das ausgetüftelte Speedy-Konzept eines Restaurants im kalifornischen San Bernardino stösst. Kroc kommt mit den beiden McDonalds-Brüdern ins Geschäft und zieht - gegen ihren Willen - eine Kette von weiteren Lokalen auf. Der Siegeszug des Fastfood beginnt und den beiden Brüdern und Namensgebern bleibt am Schluss kaum mehr der Dreck unter den eigenen Fingernägeln, währenddessen Kroc nicht nur reich, sondern auch immer unsympathischer wird. 

Michael Keaton kann fast alles

Brillant spielt Michael Keaton den habgierigen Ray Kroc und beweist einmal mehr, dass er der Mann für viele Hollywood-Fälle ist. Egal ob debiler FBI-Bulle (Jackie Brown UND Out of Sight), Reporter (Spotlight oder Schlagzeilen), Theatermann (Birdman) oder geisteskranker Killer (Desperate Measures), Keaton kann fast alles. Nur Batman ging nicht. Aber am Flattergewand sind schon andere gescheitert.
Erstaunlich, dass Keaton aus seinen bisher 76 Filmen erst einmal eine Oscar-Nomination (Birdman) erhalten hat. 

McDonalds füttert täglich 1% der Weltbevölkerung

Auch erstaunlich; "The Founder" ist an den Kinokassen gefloppt. Der Film war mit Herstellungskosten von 7 Millionen Dollar zwar ein Hollywood-Schnäppchen, aber mit einem Einspielergebnis von rund 12,7 Millionen Dollar (Stand 14.4.17) finanziell nur knapp schwarz.
Komisch. Den McDonalds-Lokalen werden noch immer die Türen eingerannt. Die Burgerkette füttert jeden Tag 1% der Erdbevölkerung. Aber den Film über die Geschichte dahinter wollen die Leute kaum sehen. Schade. 

Samstag, 22. April 2017

Die verstörende Welt des Bernhard Aichinger

Eine Anti-Heldin aus einer Mini-Stadt. Stakkato-Sätze. Verstörende Momente. An die Wand knallende Kaninchen. Abgesägte Köpfe. Eingesperrte Menschen.
Nein, die Welt des österreichischen Autors Bernhard Aichinger ist nicht jedermanns Sache. Wohl genau deshalb, bringt es der Mann mit dem sperrigen Namen wohl zu Weltruhm. Hunderte Bücher werden jedes Jahr von Englisch ins Deutsche übersetzt. Den umgekehrten Weg schaffen nur zehn Bücher. 10! Und die von Aichinger gehören dazu. Damit ist er im Krimi-Olymp angekommen. Brünhilde Blum - oder wie sie sich selber nennt, Blum - wird nun auch zwischen New York und Los Angeles zur Kenntnis genommen. Innsbruck als Tatort brennt sich auch in amerikanische Hirne. 
Ich wähle Bücher nach vielen Kriterien aus - oder nicht. Umschlag, Titel müssen mir gefallen. Dann schlage ich das Buch an einer beliebigen Stelle auf und lasse den Sog auf mich wirken. Manchmal zieht es mich rein. Manchmal nicht. Nach diesem Prinzip verschmähe ich auch manch grossen. Jussi Adler-Olsen zum Beispiel fasziniert mich nicht, David Baldacci ebenso wenig, auch Charlotte Link oder Elizabeth George packen mich nicht. 

Faszination und Ekel in einem

Und so ist es mir lange mit Bernhard Aichinger gegangen. Sein Markenzeichen, diese Mini-Sätze, Stakkato-Beschreibungen, haben mich abgetörnt. Ich fands doof. Dann sah ich den Autor in einer Talk-Sendung. Ein ganz normaler Mann sass da und beschrieb seine Anti-Heldin schon fast mit Zärtlichkeit. Also klappte ich noch ein Buch auf. Wiederum stockte mein Hirn, aber diesmal tauchte ich ein. Und war gleichermassen fasziniert wie angeekelt. Natürlich mögen die Motive der "Heldin" Blum nachvollziehbar sein. Sie mordet nur Leute, die es verdienen. Die Mörder ihres Mannes bringt sie zur Strecke, die Mörder ihrer Schwester jagt sie durch Süddeutschland. 

Der Horror da draussen ist viel arger

Ich glaub, ich mag die Blum nicht. Aber ich lese mich doch in ihre fürchterlichen Bluträusche hinein. Sie ist der Weib-gewordene Hannibal Lecter, Motive nachvollziehbar, liebevolle Mutter, wildgewordene Raserin, wenn jemand ihren emotionalen Panzer durchbricht. 
Braucht die Welt solche Bücher? Vielleicht sind sie gerade ein Spiegel der heutigen Zeit. Wo die Zärtlichkeit auf Horror trifft. Dort die frierenden, entsetzten Flüchtlinge, hier die Wohlstands-Gesellschaft, die sich über Fahrpläne ärgert und rote Ampeln. Vermutlich BRAUCHT die Welt solche Bücher. Der Horror da draussen ist viel arger. 

Mittwoch, 19. April 2017

Mehr als 100 £ für ein Fussballticket bezahl ich nicht. Oder....?

"Wo haben Sie dieses Ticket gekauft?"
Scheisse. Scheisse, was will der Typ? Kann ich nicht einfach hier sitzen und das Spiel schauen?
"Ähm... also....ausserhalb des Stadions halt", stammle ich. 
Einmal ins legendäre Wembley-Stadion. Nach 15 Minuten
bin ich aber schon wieder draussen. Rausgeschmissen!
Der Mann hat ein freundliches Dackelgesicht, aber er sieht leider auch sehr, sehr offiziell aus in seinem schnittigen Anzug mit dem Wembley-Emblem auf der linken Brusttasche.
"Na, dann kommen Sie mal mit", fordert mich der strenge Dackelmann auf. 
So würdevoll es halt geht, stehe ich auf und setze meine lässigste Terminator-Miene auf "I'll be back". Nur ein paar Reihen vor mir habe ich Mick Jagger (ja, DER Mick Jagger) entdeckt. Und ist das da nicht Prinz William? Noch vor wenigen Momenten habe ich mich wie der Fussballfankönig der Welt gefühlt. Reihe 13 auf der Haupttribüne des Wembley-Stadions, englisches Pokalfinal, auf dem Rasen die Erzrivalen Chelsea und Manchester United. Ich folge dem Wembley-Mann und denke daran, wie ich in diese Situation geraten bin.

Wir sind ja nicht verrückt. Mehr als 100 Pfund zahlen wir nicht. Oder?

Ein paar Tage mit einem Freund in Southend-on-Sea, einem netten Städtchen an der Ostflanke des Empire. Es hat einen Pier mit Karussell, ein paar nette Pubs, zur Ebbe liegen die Boote im Watt und die Mädchen tragen zu enge Hotpants. England im Frühling halt. Als wir am Samstagmorgen die Zeitung lesen, erfahren wir, dass in London das Pokalfinale angesetzt ist. Heute. Eines der traditionsreichsten Fussballspiele der Geschichte. Und wir sind nur 60 Meilen entfernt. Nur zwei Stunden später sind wir mitten im Fan-Trubel vor dem legendären Stadion. Natürlich ist das Spiel ausverkauft. Aber es stehen jede Menge Kartenverkäufer rum. Wir setzen uns ein Limit von 100 Pfund. Was zu der Zeit umgerechnet etwa 250 Schweizer Franken sind. Wir sind zwar beide Fussballfans. Aber wir sind nicht verrückt. Doch schon der erste Kartenverkäufer lacht uns aus. 100 Pfund? Haha. Er will 500 Pfund. Nicht mit uns. Der nächste verlangt 450. Wir versuchen zu handeln. Nichts zu machen. Dann ein Angebot über 400. Immer noch zu viel. Als wir aber auf Brian im hellblauen Poloshirt treffen, der uns zwei Karten für je 350 Pfund verkaufen will, werden wir schwach. Ach komm, englischer Cupfinal, wann haben wir mal wieder die Gelegenheit? Wir zapfen den nächsten Cashautomaten an, übergeben die 700 Pfund - oder umgerechnet 1750 Schweizer Franken - und ziehen stolz wie Anton ins Heiligtum des Weltfussballs ein. 
Gesucht und gefunden; 2 Tickets für 1750 Franken.
Aber es wird noch besser; wir haben VIP-Karten erwischt, demzufolge wir zum VIP-Eingang rein dürfen, wo hübsche Hostessen in kurzen Röckchen stehen und dezente Herren in dunklen Anzügen. Unsere Karten werden gescannt, alles gut und dann dürften wir zusammen mit den Celebs noch etwas Austern schlürfen oder Cupcakes futtern. VIP-Eingang bedeutet auch ein fantastisches Buffet mit auserlesenen Speisen. Aber uns drängts zum Spiel. Austern essen? Come on!
Unsere Plätze sind fantastisch. Reihe 13. Hätte bei dieser Zahl nicht schon mal eine dezente Alarmglocke klingeln müssen? Das Spiel beginnt und ist etwa eine Viertelstunde alt, als der Dackelmann auftaucht. 

Und was haben wir daraus gelernt? Nichts natürlich

Er führt uns in einen Raum mit uniformierten Polizisten, wo wir erfahren, dass wir uns Zutritt mit gestohlenen Tickets verschafft hätten. Gestohlen? Wir erzählen von Ticketverkäufer Brian, beschreiben den Mann und sein hellblaues Poloshirt was uns natürlich auch nicht wirklich weiterhilft. Immerhin sind alle Chelseafans blau gekleidet. Wir hinterlassen unsere Personalien und dann kommt wieder der Dackelmann. "Bitte verlassen Sie jetzt das Stadion." Irgendeine schmale Pforte öffnet sich und wir stehen wie die belämmerten Gartenzwerge vor dem Fussballtempel.
Als wir eine halbe Stunde später in einem Pub sitzen und uns die Fortsetzung des Spiels bei Bier&Chips anschauen, entdecken wir bei einem Schwenk über die Tribüne "unsere" Sitze. Leer. Dafür haben die uns rausgeschmissen? 
Haben wir übrigens was gelernt? Natürlich nicht. Etwa ein Jahr später stehen mein Freund und ich wieder vor einem ausverkauften Stadion, diesmal an der EM-Endrunde. Wieder bekommen wir Tickets auf dem Schwarzmarkt. Wieder setzen wir uns frohgemut hin. Aber ein Dackelmann taucht diesmal nicht auf. Alles gut mit unseren Karten. Moral der Geschicht? Was einmal schief geht, klappt das zweite Mal. 

Dienstag, 18. April 2017

Holy shit auf dem Holy way oder was der Jakobsweg so alles mit uns macht

Die genau gleiche Bemerkung kann in unterschiedlichen Zeiten eine völlig andere Reaktion zur Folge haben. Dieses (fiktive) Gespräch stammt aus den späten 80ern: 
Ich habe das Buch nur gelesen,
geschrieben hat es mein Namensvetter
Stefan Albus.
Mann: "Ich mache den Jakobsweg."
Frau: "Du meinst die Krönung von Jacobs Suchard?"
Und dieser Dialog ist aus der Gegenwart:
Mann: "Ich mache den Jakobsweg."
Frau: "Bist Du den fit genug?"
Wer noch vor 30 Jahren sagte, er gehe auf den Jakobsweg, wurde kaum verstanden. Nur ein paar hundert Pilgerer machten sich noch bis in die frühen 90er auf nach Santiago de Compostela. Es galt als völlig uncool, mit Rucksack wochenlang durchs furztrockene Nordspanien zu latschen. Aber dann kamen die Promis. Die Schauspieler Michael Douglas und Shirley MacLaine, der 007-Regisseur Mark Forster oder Moderator Frank Elstner gingen auf den Jakobsweg, ohne aber grosses Aufhebens zu machen.
Eine kuriose Idee hatten Künstler Salvador Dali und Ex-Beatle John Lennon. Sie wollten mit 100 Hippies den Weg machen. Doch Lennon wurde erschossen und der Pilger-Hype liess weiter auf sich warten.
Dann folgten Paulo Cuelho und Hape Kerkeling und die Pilgerzahlen explodierten. 1998 machten weniger als 25'000 Menschen den Weg, über eine Viertel Million Menschen waren allein 2016 auf dem Holy Way. Das hatte dann nur noch wenig mit der Jacobs-, sondern bestenfalls mit der eigenen Krönung zu tun. Unterdessen ächzen die Regale unter der Literatur und den Ratgebern, es gibt Websites, Statistiken, Fachleute, Gruppierungen zum Jakobsweg und wer noch nicht war, gilt schon fast als Aussenseiter. 

Nur noch ein paar hundert Kilometer

Hat mit dem
Jakobsweg nix
zu tun. 
Was es aber noch nicht gibt, ist das, was der Kölner Autor Stefan Albus gemacht hat; ein Buch über das, was der Jakobsweg mit den Menschen macht: "Jakobsweg - und dann?". Er redet mit Leuten, die unterwegs waren, lässt sie ausgiebig zu Wort kommen und macht damit den Aussenseitern - wie ich als Noch-Nicht-Jakobsweg-Geher einer bin - Mut. Sein Buch ist jetzt nicht der ultimative Pageturner. Aber tut gut. "Letztlich geht es nur darum, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Wer das nach ein paar Hundert Kilometern mit dem Pilgerstab in der Hand einmal verstanden hat, der fühlt sich nicht mehr ausgeliefert." Danke Namensvetter Albus und Buon Camino. 
Hier gehts zur Seite von Stefan Albus. 

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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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