Freitag, 31. März 2017

The Englishman war in Zürich - danke Sting

Ach Sting, da spielt die Vorband und plötzlich tauchst Du auf und singst ein bisschen mit. Nicht alle im Publikum haben das wohl bemerkt. Solche Dinge machen halt nur die ganz Grossen. Du bist natürlich einer davon.
Als Du in den späten 80ern Deinen Riesenhit "Englishman in New York" hattest, war ich ein paar Monate darauf selber im Big Apple. Wie in Deinem Videoclip waren auch bei mir die Strassen tief verschneit und wie Du, bin ich mit einem langen Mantel durch Manhatten gestapft. Für einen kleinen Moment fühlte ich mich wie der Swissman in New York. 

Ich fühle mich geehrt - die Ehre ist ganz Unsere

Jetzt warst Du wieder in Zürich. In "meiner" Stadt also und "Englishman" stand schon an dritter Konzertstelle. Und dann die vielen Police-Hits; "Roxanne" oder "Every breath you take". Du hattest das Publikum schnell im Griff. Ganz im Gegensatz zur schnuckligen Amy MacDonald, die an gleicher Konzertstätte nur zwei Wochen vorher um die Zuneigung der Leute fast schon betteln musste, hast Du Deine Fans im Griff. Wir singen mit und dann hast Du die Geschichte aus London erzählt, wie die Leute dort die Texte nicht so gut kannten, wie die Schweizer. Und wie Dich das ehrt. Das ehrt natürlich wiederum uns. 
Ach Sting, Du guter, alter Rocker. Junge, komm bald wieder. Der Englishman war in Zürich. So long. 



Donnerstag, 30. März 2017

SKANDAL!!! Tattoo-Reporterin interviewt Innenminister

Man stelle sich folgendes Szenario vor: dem deutschen Innenminister Thomas de Maizière würde an einer Veranstaltung ein Fernsehmikrofon von einer tätowierten Reporterin unter die Nase gehalten. Wie hoch würde die deutsche Empörungswelle wohl schwappen? Ich wage mal die Prognose; gar nicht.
Ganz anders in der beschaulichen Schweiz. Da erdreistet sich doch eine Dame namens Bettina Bestgen dem Schweizer Innenminister Alain Berset einen tätowierten Arm entgegen zu strecken. Und die Folge ist ein medialer Pro- und Kontra-Storm. Besonders kräftig haute der Boulevard-Journalist René Hildbrand drauf. "Eine so überladen «bemalte» Moderatorin lässt man nicht an einen Bundesrat (=Mitglied der Schweizer Regierung) ran."
Damit war die Entrüstungswelle losgetreten. In den Online-Foren gings hoch her:
-      "Herr Hildbrand soll die Öffentlichkeit nicht mit seinem spiessigen Tattoo-Geschmack langweilen."
-      "In welcher Zeit leben Sie denn Herr Hildbrand?"
-      "Offensichtlich schauen Sie TV mit einem 67er Telefunken-Gerät."
-      "Sie schreiben menschenverachtend."
-      "So etwas Despektierliches habe ich schon lange nicht mehr gelesen."
-      "Die Kritik von Hildebrand ist ebenso lächerlich wie das Bestreben mancher Leute, sich mittels Tattoos besonders interessant zu machen..."

Das Paradies der Glücksseeligen

Aus dem Tattoo-Skandal wurde ein medialer Flächenbrand. Der kritisierte Hildbrand musste nun selber Interviews geben: "In keinem einzigen deutschen Sender, nicht einmal bei RTL II, findet man Moderatorinnen, deren Tattoos so offen zur Schau stehen."

Punktlandung für diesen Online-Kommentar: "Beneidenswert das Land, das keine ernsthafte Probleme hat – wenn hier Diskussionen um ein solches Null-Problem wie diese Tätowierungen stattfinden leben wir wirklich in einem Paradies der Glücksseeligen."

Und die Moral der Geschicht? Der helvetische Innenminister ist nun Twitter-Follower der Tattoo-Reporterin. Tja, die Schweizer.....




Mittwoch, 29. März 2017

Genial oder banal? Die 3-Wochen-Reise in den gleichen Klamotten

Sie bezeichnet sich als "schiefmäulig", ich finde ihren Reise-Stil "schräg". Aber nicht unoriginell. Ohne Sack und Pack reiste Clara mit dem eben auf einer Online-Plattform kennen gelernten Jeff durch Europa. "Mein Zuhause erwartet mich mit einem Kleiderschrank voller Kleider, einer Dusche voll Shampoo und stapelweise frischer Unterwäsche. Dennoch hatte mich die neu entdeckte Sehnsucht überkommen, heimzukommen und mein Apartment von jedem Gegenstand zu säubern, der nicht in die Kategorien "beglückend" oder "praktisch" fiel." Wir sind fast auf der letzten Seite von "No Baggage" der Amerikanerin Clara Bensen angekommen. 

Wie nackt auf der Party

Etwa 270 Seiten zuvor fühlte sie sich noch unsicher:  "Ohne Gepäck auf einem Flughafen herumzustehen hat viel von dem Traum, im den man auf einer Party auftaucht und feststellt, dass man als Einzige vergessen hat, sich anzuziehen." Egal ob Athen, Edinburgh oder Budapest; Clara trägt stets ihr grünes Kleidchen und Riemensandalen, Jeff rote Chinos, Streifenshirt und Hut.  
Ja, diese Idee ist seltsam und das Buch ist auch nicht rasend interessant geschrieben. Aber lustig zu lesen war es schon. Denn das Duo reiste nicht nur ohne Gepäck, sondern auch ohne Plan. Definiert waren bloss Startpunkt Istanbul und Heimflughafen London. Dazwischen lag das Abenteuer. 
Egal ob Dubrovnik, London oder Istanbul; sie in grün, er als Streifenhörnchenwww.clarabensen.com

Clara und Jeff könnten auch mich inspirieren. Denn wenn ich reise, ist mein Gepäck viel zu prall gefüllt und ich nehme Dinge mit, die ich nie brauche. Wäre doch mal was, zu reisen bloss mit Schirme, Charme und Melone. 

Dienstag, 28. März 2017

Schabernackstadt Winterthur

Der König der Tiere ist ein Winterthurer. 
Die Stadt ist alt. Schon zur Bronzezeit - also vor mehr als 4'000 Jahren - gab es eine Siedlung. Dann kamen die Römer. Dann die Industrie. Dann die Menschen. Heute hat Winterthur am fünftmeisten Zugpassagiere, am sechstmeisten Einwohner, das bekannteste Comedyhaus der Schweiz, die grösste Museensammlung, 1 Nobelpreisträger und mit Albert Einstein einen weltberühmten Ex-Bewohner. 
Eine stolze Stadt also mit einem nicht minder stolzen Wappentier. Aber der rote Winterthurer Löwe kann sich nicht mehr setzen. Aus Spargründen hat die Stadt nämlich begonnen, 40 Parkbänke abzumontieren. Das zuständige Amt heisst "Stadtgrün" und entfernt "verzichtbare Einrichtungen auf öffentlichen Plätzen". 

40 Parkbänke weniger = Einsparungen in der Höhe 10'000 Franken

Winterthur - das Armenhaus der Schweiz? Für 2017 rechnet die Stadt mit Einnahmen in der Höhe von 1,294 Milliarden Franken. Arm ist anders. Denn die zu erwartenden Ausgaben seien tiefer, ergo wird die Löwenstadt einen Gewinn machen.
Aber damit? Mit Parkbänken entfernen? 
"Wir haben eine ausgesprochen hohe Lebensqualität" jubelt sich die Stadt auf ihrer eigenen Website fröhlich zu. 



Der Winterthurer Lion sleeps tonight und schleicht in die "Schäm-Dich-Ecke". Hinsetzen kann er sich nicht mehr. Höchstens auf seinen eigenen Popo, aber seine einstige Lieblingsbank? Aus Spargründen weg gemacht. Rooar.
Da bekommt die Wahlwerbung eines Kandidaten für den Winterthurer Stadtrat ja mal ne ganz neue Bedeutung....

Als gebürtiger Winterthur bleibt mir leider nur das traurige Fazit: Schabernackstadt Winterthur. 

Beten für Lawinenopfer - Verachtung für Kriegsopfer

In dieser Geschichte spielt Schnee die entscheidende Rolle. Zunächst in der gepressten und gefährlichen Form einer Lawine. Mitte März starben in in den österreichischen Alpen vier Männer aus dem Schweizer Kanton Aargau. Zur Abdankungsfeier kamen 1200 Menschen im 3900 Seelen-Nest Brittnau zusammen. Drei der vier Opfer stammen aus diesem Aargauer Dorf, der vierte aus einem Nachbarort. Eine schöne Geste. In der Not stehen sie zusammen, die wackeren Brittnauer. Aber - und hier kommt jetzt Schnee Teil 2 - ins Spiel, die Not vereint nur in der Gemeinsamkeit. 
Auf der Flucht vor den Schlittelkindern. 
Rückblende: Im Herbst 2015 sollte das Dorf Flüchtlinge aufnehmen. Wo Brittnau sich nun überhaupt nicht von anderen Kommunen unterschied, war im Widerstand. Es würde zu laut, zu gefährlich, es kämen zu viele Fremde. Die normalen Angst-Parolen halt. Als der Gemeinderat sich dann für einen Standort der Unterkunft entschieden hatte, hiess es an einer Info-Veranstaltung tatsächlich: «Die Kinder verlieren ihren Schlittelhügel», warnte eine Anwohnerin. In Brittnau sei jeder kleinste Hügel verbaut. Nur bei der Schulanlage könnten die Kinder noch schlitteln und die geplante Container-Siedlung verkürze den Auslauf deutlich. 

Was für ein Hohn

Natürlich ist die Schweiz ein Alpenland. Und natürlich sollen sich die Kinder austoben dürfen. Aber selbst im Alpenland ist der Klimawandel angekommen, werden die schneereichen Winter kürzer, wird das Ski- und Schlittelvergnügen immer seltener, zumal das vermeintliche Schlittelparadies Brittnau überhaupt nicht alpin gelegen, sondern gerade mal 50 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt ist. Aber in der Abwehrhaltung gegenüber Menschen in Not greift der Widerstand zu immer absurderen Argumenten. 
"Mis Dorf" gilt nicht für alle.
Der Kanton als übergeordnete Instanz blieb hart und wies dem Örtchen Asylsuchende zu. Damit diese nicht in unterirdischen Anlagen leben mussten, sammelten wackere Bürger zwar noch mutig Unterschriften für Wohncontainer und es kam zur Volksabstimmung. Doch die Mehrheit reagierte stur, lehnte das Ansinnen ab. 
Wir stellen fest: für vier Lawinenopfer - so tragisch das Unglück ist - kommen 1200 Betroffene zu einer Abschiedsfeier zusammen und zeigen viel Herz. 
Für Menschen auf der Flucht verschliessen die Brittnauer ihr Herz. Schlittelkinder sind wichtiger.
Und die Moral der Geschicht? Der Dorfslogan heisst "Brittnau - Mis Dorf". So lange man ein aufrechter Steuerzahler ist, ist Brittnau "Mein Dorf". Ansonsten.....



Gemäss aktueller Statistik leben 3878 Menschen in Brittnau. Knapp 10% haben keinen Schweizer Pass. Damit liegt der Ort weit unter dem Landesschnitt. Fast ein Viertel aller in der Schweiz lebenden Menschen sind Ausländer. Und je weniger Ausländer wo leben, umso grösser die Aversionen. Müssig zu erwähnen, dass das Kaff einen der höchsten Steuersätze im Kanton hat und entsprechend üppig mit Ausgleichsgeldern gefüttert wird?

Sonntag, 26. März 2017

Yes, we can! Was erlauben Francis Underwood?

Geschafft. Auch die 4. Staffel "House of Cards" angeguckt. Und weiterhin total fasziniert von den brutal geschliffenen Dialogen, Macbeth-artigen Intrigen, tiefgründigen Einblicken. Selbst Ex-Präsidenten wie Bill Clinton oder Barack Obama attestieren der Serie eine hohe Plausibilität, auch wenn Obama gesagt haben soll, so spannend sei Washington dann auch wieder nicht.
Die fünfte Staffel ist in Vorbereitung und wir Fans dürfen uns freuen. Was Frank und Claire Underwood bisher für ein Netz gesponnen haben, ist einzigartig. Da schrumpft sogar der einstige TV-Oberbösewicht J.R. Ewing auf seiner popligen Southfork-Ranch bei Dallas auf die Grösse eines Hobbits. Aber die Underwoods haben mit dem Weissen Haus und der Weltpolitik natürlich auch die grösstmögliche Bühne gekriegt. 
Nur ganz wenige Figuren trauen sich überhaupt, dem narzisstischen Präsidenten die Stirne zu bieten. Freddy, der Gärtner ist so einer:

Immer dann, wenn man den nimmersatten Intriganten Frank Underwood am Boden wähnt, rappelt er sich wieder auf. Im Finale der 4. Staffel scheint sein Ende besiegelt. Aber seine Ehefrau Claire - gegen die ein Kühlschrank ein Hochsommer ist - schafft es, ihn mit ein paar ganz wenigen Sätzen wieder aufzupumpen. Und mitten in dieser Fast-Schluss-Szene begeht Francis Underwood einen der grössten Freveleien überhaupt in der Geschichte von Fernseh-Serien. Er missbraucht den legendären Obama-Slogan:
Yes we can aus dem Mund des Psychopathen im Weissen Haus? Schlimmer geht nimmer. Oder doch? Staffel 5 ist in Vorbereitung. Was erlauben sich Francis Underwood noch? 

Donnerstag, 23. März 2017

Die Schweiz ist auch Fussball-Weltmeister; unsere Reporter sind einfach die Besten

Wuuuäää; schon wieder keine gelbe Karte in der Post.
Ach Fussball-Deutschland, wie beneide ich Dich. Nicht nur um Deine Weltmeister. Sondern auch um Deine Béla Réthys, Tom Bartels, Marcel Reifs, Oliver Schmidts. Wie sich die Herren elegant um jede Phrase dribbeln. Ein Hochgenuss. Denn; gäbe es für die "meisten Floskeln pro 90 Minuten" einen Pokal, dann wären wir Schweizer Dauer-Weltmeister. Deutschland hat den Dribbler-König Mesut Özil, wir den Phrasen-Master Sascha Ruefer, Sportreporter und Kommentator der Schweizer Fussballnationalmannschaft. Müsterchen?
Die Dauerbrenner:
Spiel wird angepfiffen: "Los gehts." 
Gastgeber am Ball: "Das Heimteam......"
Trainer im Bild: "Der Trainer ist nachdenklich/zufrieden/nervös....."
Bei Wiederholung: "Hier noch einmal."
Stürmer Haris Seferovic: "Der Mann aus Sursee."
Gastgeber am Ball: "Das Heimteam....." Habe ich schon erwähnt? 

Das ist Fernsehen für Blinde!

Aber was aus unserem National-Reporter den Weltmeister-Reporter macht, ist seine Lieblingsfloskel. Sie kommt immer dann, wenn der Schiedsrichter eine Karte zückt. "Gelbe Karte an die Adresse von...." Kruxifix; welcher Fussballer rennt mit dem Briefkasten über den Platz? Das muss der Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde sein. Es ist kaum möglich, dass ein anderer Reporter im Universum diese "...Karte an die Adresse von..." öfter sagt.
Weltmeister Ruefer hat in einem Interview betont: „Zu behaupten, Kritik würde mich nicht interessieren, wäre gelogen. Wenn sich Leute bei mir melden und ihre Kritik anständig und sachlich kundtun, hör ich sehr gern hin.“ In der Fussballsprache ist das eine Steilpass. Den habe ich angenommen und dem Master via Facebook geschrieben. „Grüezi Herr Ruefer, mir gefällt Ihre Art zu kommentiere und ich finde es toll, wie Sie mitjubeln. Die beiden späten Tore damals in der WM-Quali gegen Griechenland und Ihr Ausflippen – Hühnerhaut. Anderseits, lieber Herr Ruefer, in Ihrem Repertoire finden sich Standard-Floskeln, wären Sie Gast im Doppelpass auf Sport 1, das Phrasenschwein würde explodieren.“ 
Welches Schweinderl hätten's denn gern? 
Obwohl ich keine Antwort erhalten habe (was Wunder), habe ich es nach einem Champions League-Abend nochmals probiert: „Nur mal schnell reinzappen. Und schon rennen der Streller und der Freuler wieder mit dem Briefkasten umgeschnallt übers Feld. Gelbe Karte und rote Karte an die Adresse von.... Ja gut, so sei es halt. Zum Glück kommen dann wenigstens die Schweizer WM-Spiele auch in ARD/ZDF oder zur Not im ORF. Guet Nacht Briefchaschte. Stefan Del Fabro“.Reaktion? Natürlich wiederum keine. Ich greife jetzt ganz, ganz tief in die inhaltliche Trickkiste und zücke die gelbe Karte an die Adresse von Sascha Ruefer. 






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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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