Sonntag, 12. Februar 2017

Ich war schon 15mal am Bryan Adams-Konzert


...oder ist das noch normal?


Bryan, seit ich Deine Musik und Deine Art Konzerte zu geben kenne, habe ich keine Lonely Nights mehr. Wo Du rockst, stehe ich oft genug in der Meute vor der Bühne. I’m ready wenn ich sehe, dass Du kommst. Wegen Dir kenne ich jetzt Städte wie Belfast, Hannover oder Philadelphia. Da wäre ich doch freiwillig nie hin. Was Du machst, kommt für mich straight from the heart.
Ich habe gezählt; 15mal war ich schon auf einem Deiner Konzerte. Und das nur in den letzten elf Jahren. Please forgive me, aber vor 2006 habe ich Dich kaum wahrgenommen. Im Summer of 69 war ich zu klein und auf der CloudNumber Nine gibt’s noch keinen freien Platz für mich. Mal im Radio gehört und vielleicht mit gewippt, aber dann kam Montreux 2006 und mir war klar: Thought I’d died and gone to heaven. Seit diesem Abend ist es um mich geschehen It’s only love. Ich habe Dich ebenso gesehen in London, Wien, München, New York, Frankfurt, Dublin und immer wieder in und um Zürich. 2016 hast Du während Deinem Auftritt gesagt, dies sei Dein 20. Konzert in Zürich und Dein 10. im Hallenstadion.

Wien - München - Zürich - Frankfurt; im Sommer 2016 machte ich 4 Städte, 4 Konzerte innert 4 Tagen.

Ich habe schon ganze Ferienpläne rund um Dich gebaut und wäre es nicht so dämlich, würde ich Everything I do I do it for you hauchen.
Im Sommer 2016 machte ich den Vierertrip an der „Get up Tour“ – also 4 in a row. Zuerst Stadthalle Wien, dann ins Hotel, am nächsten Tag mit dem Zug nach München, abends Olympiahalle, am nächsten Morgen mit dem Bus nach Zürich, abends Hallenstadion, am nächsten Tag mit dem Zug nach Frankfurt, abends Festhalle. Es war wie der Murmeltiertag, mit wechselndem Publikum und jeden Brand New Day bin ich voller Vorfreude an den nächsten Konzert-Ort gerauscht.
Im legendären Beacon Theater am New Yorker Broadway.

In Philadelphia hatte der Taxifahrer noch nie von der Location namens „Fillmore“ gehört und hat es dann tatsächlich geschafft, am Gebäude vorbei zu fahren. In der Innenstadt von Hannover wurde ich Stunden vor dem Konzert von einer Schweizerin angequatscht, die mich unvermittelt fragte „Sind Sie wegen dem Bryan Adams-Konzert hier?“ Es konnte nicht am Outfit liegen, ich trage nie Merchandise-Zeugs, vielleicht lag auf meinen Lippen ein vorfreudiges Run to you?
Warum zieht es mich immer wieder Back to you? Du bist erdig, ehrlich, Du bist ein moderner Typ, doch Deine Musik tönt wie aus der Rockmottenkiste. Wahrscheinlich ist gerade das der Schlüssel Deines Erfolgs. Du machst keinen musikalischen Firlefanz, obwohl Du auf Deiner Gitarre alles kannst. Rock’n’Roll genauso wie Ballade genauso wie den guten alten Stadionrock genauso wie A capella.

Es ist wie im alten Persil-Werbespot „Da weiss man, was man hat“.

Und so bin ich längstens an den Punkt gekommen, wo ich unbescheiden sagen darf: Can't Stop This Thing We Started. Du weisst was die Leute wollen und bringst jedes Publikum zum kochen. Auch wenn die Leute älter werden. Im legendären New Yorker Beacon Theater am Broadway sah ich mehr als nur einen Bryan Adams-Fan im Rentenalter oder sogar mit dem Rollator. Ob alt oder jung, Kids wanna rock.

Bryan Adams, Du bist halt schon Somebody.

PS: Konzert Nummer 16 wartet schon am Horizont. Am 8.8.17 in Zofingen/Schweiz. 

Dienstag, 7. Februar 2017

Mit dem Militärmesser durch die Flughafen-Security ….geht das?

„In Ihrem Handgepäck steckt ein Taschenmesser.“
Der Uniformierte schaut mich streng an. Ich schlucke.
„….ein Taschenmesser?“
Er tippt auf seinen Monitor und zeigt mir das vermaledeite Ding. Tatsächlich. Da hat doch ein unscharfes Etwas die äusserst verdächtigte Form eines zusammengeklappten Schweizer Militärmessers.
In meinem Rucksack.
Diese Dinger sind weltberühmt, kaum ein Thriller, kaum ein Krimi-Held kommt ohne eines aus. Es öffnet Türen, Flaschen, löst Schrauben – und ist tödlich.
Ich bin ja nun nicht der geschickteste Mann und würde ich ein solches Messer in einem Kampf einsetzen, würde ich es möglicherweise schaffen, ein Blutbad anzurichten – an mir selbst wohlverstanden.
Ich schaue weiter auf den Monitor und mein Kopfkino spielt mir wenig angenehme Szenen ab. Abmarsch mit Handschellen, Abmarsch zusätzlich mit Fussketten, der von zwei Polizeibeamten flankierte Abmarsch und im Idealfall der dezent durchgeführte Abmarsch.



Nichts von Alledem passiert. Nicht mal ein schöner, kleiner Alarm ertönt.
Nur ein einigermassen strenger Grenzbeamter-Blick. Dann wühlt er das Taschenmesser aus den Tiefen meines Rucksacks, klappt es auf, hält es an eine Masstabelle und ruft den Kollegen. Dieser schaut etwas weniger freundlich, aber immer noch weit entfernt von meiner morbiden Abmarsch-Fantasie.
„Woher kommen Sie denn?“
„Na von hier.“
Denn jetzt erst kommt der zusätzliche Clou an der Sache. Ich bin erst vor zwei Tagen aus Zürich hergeflogen. Und dort hat der kleine, zusammenklappbare Schelm anscheinend völlig problemlos den Security-Bereich passieren können.
„Die Kollegen in der Schweiz nehmen das aber schon sehr locker“, kommentiert der deutsche Flughafenbeamte das Übersehen des Minimessers lakonisch.
Und mit den Worten „Tun Sie bloss dem Piloten nix“, kriege ich das Taschenmesser zurück.
„Guten Flug“, rufen mir die beiden noch nach. Den haben wir. Mein kleines Messer und ich. Zurück nach Zürich, zu den lockeren Schweizer Flughafen-Kollegen.

Montag, 6. Februar 2017

Unterwegs im Kinderwagen-Wagen ….oder über unseren Umgang mit dem Windel-Gesindel

Sie heissen En, Bo oder An und sollen unsere Zukunft sein. Die Kinder des 21. Jahrhundert kriegen nicht nur immer absurdere Namen, sondern sie werden auch von immer ehrgeizigeren Eltern ständig auf Online-Portalen dargestellt und ausgestellt, sie tragen Marken-Strampler oder kauen auf Marken-Nuggis und werden dauernd durch die Gegend gekarrt. Vom Götti in Wipkingen zum Geigen-Unterricht in Hottingen zur Kita in Wollishofen. Was für ein Stress für die Babys unserer Zeit. Und was für eine Anstrengung der Eltern, all diesen modernen Anforderungen gerecht zu werden. Ganze Armadas von Kinderwagen sind täglich auf unseren Strassen unterwegs.
Dabei wäre die Lösung so einfach: Leute, hört mal wieder den Babysitter-Boogie. Und lächelt. Lächelt!





Mein Girl hat keinen Tag für mich alleine Zeit
Zum Küssen fehlt uns meisten die Gelegenheit
Weil immer dann das Baby in der Wiege schreit.
Ach köstlich, der Babysitter-Boogie, ein One-Hit-Wonder von Ralf Bendix.
Und es gibt immer weniger Kuss-Gelegenheiten, denn es gibt immer mehr Babys. Fast 87‘000 Kinder sind 2015 in der Schweiz zur Welt gekommen. Baby-mässig wächst unser Land jedes Jahr um die Einwohnerzahl der Stadt Luzern.
Seit 2003 hält dieser Babytrend an. Und entgegen der landläufigen Meinung sind die Jungs mit 44‘649 gegenüber den Mädels mit 41‘910 deutlich in der Überzahl. Baby-Wunderland Schweiz im Allgemeinen und Baby-Wunderstadt Zürich im Besonderen. 
Die aktuellsten Zahlen weisen für Zürich 29‘371 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren auf. Gegenüber dem Jahr 2000 ist das eine Zunahme um sagenhafte 38 Prozent. Zum Vergleich; in der gleichen Zeit hat die Bevölkerung der Stadt Zürich „nur“ um 14 Prozent zugenommen.

In Zürich leben somit mehr Kleinkinder als eine Stadt wie Zug, Rapperswil oder Aarau gesamthaft Einwohner hat.

Aber jede Medaille hat ja bekanntlich ihre zweite Seite und ohne dass ich den Eltern irgendwie zu nahe treten will, aber manchmal beschleicht mich schon der (leider längst nicht mehr leise, sondern sehr laute) Verdacht, ein Neugeborenes werde inzwischen genauso wie eine Trophäe behandelt wie das neue Auto, das neue Smartphone oder die neuen Stiefeletten von Mama. Hauptsache urban, in, cool. Dafür, dass das so ist, gibt es einige Indikatoren. Das zeigt sich zum Beispiel bei der Namenswahl. Zwar liegen die trendigen Mia, Emma und Lara bei den Mädchen oder Noah, Liam

und Luca bei den Knaben immer noch ganz vorne. Da aber auch in der Kindernamen-Kürze die Würze zu liegen scheint, geht der nächste Trend schon Richtung (kein Witz) An, Bo, El oder En.
Bitte!
El Rüdisühli? Oder Bo Bommeli?
Doof.
Noch bekloppter scheinen amerikanische Eltern zu sein, denn dort, im Land der Millionen übergeschnappten Trumps, werden Kinder anscheinend gerne und immer häufiger wie ein Filter des Fotodienstes Instagram genannt. Also Lux, Willow oder Juno. Ein
israelisches Baby muss komplett Facebook-durchgeknallte Eltern haben, denn diese nannten ihr Kind „Like“.
Like Rosenbaum?
Apropos, auch so eine Unsitte: Die armen Babys können sich gar nicht wehren und werden Online auf Teufel komm raus gepostet, gesnappt und geliked. Die werden sich freuen, wenn sie mal Jugendliche oder Erwachsen sind. Danke Mama und Daddy für die ach so lustigen Instagram-Videos. Vielen Dank….
Deren Eltern sind halt die Generation Millenium, aufgewachsen mit Computern und verwachsen mit dem omnipräsenten Smartphone in der Hand.
Dieses legen sie natürlich auch dann nicht zur Seite, wenn sie unterwegs sind. Fahren Sie mal in den Morgen- oder Feierabend-Stunden mit dem ÖV durch Zürich. Es sind nicht die Buchhalter, IT’ler und Verkäuferinnen die auffallen. Es ist wie in einem Stephen King-Roman, ich wüsste sogar schon einen Titel: Der Angriff der Killerkinderwagen. Mancher Bus ist gefüllt mit vier, fünf, sechs Babykutschen, kaum wird ein Kinderwagen an einer Haltestelle (natürlich begleitet von ächzendem Stöhnen) aus dem
Bus gewuchtet, wird schon das nächste Baby-Mobil hineingeschoben, man wähnt sich im Kinderwagen-Wagen.

Nein, ich habe nichts gegen Kinderwagen im Tramwagen, es macht mir nichts aus, im Kreuz eine Schiebestange und am Fussknöchel ein Rad zu spüren. Schon okay. Wir sitzen alle im selben Tram, auch ich will bloss nach Hause.
Komischerweise hat diese „Ich bin dann mal mit dem Babywagen weg“-Manie ungefähr zur gleichen Zeit eingesetzt, wie die VBZ immer mehr Niederflur-Trams und Busse eingesetzt haben, die sich zum Trottoir hin absenken können. Noch vor weniger als zehn Jahren habe ich einer guten Freundin regelmässig geholfen, ihren Kinderwagen die mühsamen und zu engen Tram-Treppen hochzuwuchten. Und dann waren wir meistens auch die Einzigen auf dem Roadtrip.
The times go by. Heute verwandeln sich die Busse und Trams zur Rush-hour in Kinderwagen-Wagen, kreuz und quer stehen die Mamas, beugen sich (wenn auch selten) lächelnd ins Innere ihres Baby-Mobils oder scrollen auf ihrem Handy (meistens) auf der Suche nach dem nächsten Baby-Kick. Wer hat das schönere Kind? Wer hat den originelleren Namen? Wessen Nachwuchs besucht schon den Hochbegabten-Kurs für Novizen-Cha-Cha-Cha? Sie tun mir zwar leid, diese Trend-Frauen, die meistens hübsch anzusehen und topmodern gekleidet sind, wie sie durch ihr Leben flitzen, ihre Karrieren und/oder den Haushalt managen und wie sie bei all dem auch nie den Überblick über ihre An’s, Bo’s oder En‘s verlieren dürfen.
Aber; man fühlt sich als Nicht-Kinderwägeler schon fast wie ein Outsider oder gerade wie ein noch knapp geduldetes Mitglied in der Kaste der Kinderwagen-Wagen-Mitfahrer.

Dann ist mir dieses fürchterliche Malheur passiert. Ich habe beim Einsteigen in einen Bus einen querstehenden Kinderwagen „touchiert“.

Ohalätz, wie der geneigte Schweizer dazu sagt. Das geht aber gar nicht. Sofort hat die Mutter ihr Handy beiseitegelegt und sich keifend auf mich gestürzt. Was mir einfalle. Das Baby hätte geschlafen. Es könne nichts dafür.
Wofür? Meine Zwischenfrage wäre berechtigt gewesen. Dafür nämlich, dass der Kinderwagen eindeutig behindernd dagestanden hat, dass ein Vorbeikommen ohne „Touchieren“ schon arg ins Artistische gegangen wäre. Doch diese Frage ging natürlich im stets heftigeren Zeter und Mordio unter. Die heilige Zürcher
Mutter in ihrem schweren Alltag aufzuschrecken scheint also ein Sakrileg.
Ich solle besser aufpassen, nicht den Wagen schubsen. Auch mein Einwand, sie hätte ihren Wagen nicht quer zu stellen brauchen, ging natürlich unter. Wie soll man sich auch Gehör verschaffen, wenn ein Mamatier zu fauchen beginnt.
Fauchen, schimpfen, fordern.
Als ob wir in einer totalitären Anti-Baby-Welt leben und wir Nicht-Kinderwägeler auf der Stirn das Motto: Hinfort mit Euch kreischendem Windel-Gesindel tätowiert hätten. 
In den Augen vieler Eltern scheint Zürich sowieso der Anti-Christ unter den Schweizer Städten zu sein, denn ich habe mehrere Artikel und Blogs gefunden, die sich ausschliesslich dem weltbewegenden Thema „Wie rücksichtslos ist Zürich zu seinen Kleinsten“ gefunden.
Darum erlaube ich mir an dieser Stelle den Einschub; jeden Tag verhungern weltweit 18‘000 Kinder unter fünf Jahren. Das sind mehr tote Kinder als der trendige Zürcher Stadtteil Seefeld Einwohner hat.
Besonders genüsslich lassen sich die empörten Schreiberinnen über den Missstand aus, es gäbe in Zürich zu wenig Baby-freundliche Restaurants.

Ich habe eine Blog-Kollegin gefunden, die schreibt doch tatsächlich: Wie oft habe ich also „kinderfreundliche Cafés Zürich“ gegoogelt, wie oft mit Freundinnen besprochen, wo es denn einigermassen akzeptabel wäre, mit einem Kinderwagen und krabbel-brabbelnden Kleinkind aufzukreuzen. Ich machs kurz: Es gibt nichts.
Machen wir einen hurtigen Abstecher in die Philosophie. Der Deutsche Georg Wilhelm Friedrich Hegel definierte es so: Nichts, das reine Nichts, vollkommene Leerheit, Bestimmungs- und Inhaltslosigkeit.
Und damit zurück zu unserer Bloggerin, ich zitiere die gute Frau im Kontext zum Thema „kinderfreundliche Cafés Zürich“ nochmals: ES GIBT NICHTS. Ich musste das nochmals explizit erwähnen, denn nur ein paar Zeilen weiter unten listet sie auf, wo sie und der Nachwuchs dann doch willkommen sind. Und zählt auf und zählt auf und lobt und lobt und in den Kommentar-Spalten kommen weitere gute Tipps dazu.
Als nächstes beschweren sich die Hochgewachsenen, dass die Türen zu klein sind, die Zeitungsleser, dass das Toggenburger Tagblatt fehle, die Spieler, dass es keine Jasskarten habe, die Sänger, dass es keine Bühne gäbe, die Patrioten, dass keine Schweizer Fahne an der Wand hänge, die Hundebesitzer, dass Bello nicht kacken kann, die Traditionalisten, dass sie das Aromat vermissen...

Als ob aber die obenerwähnte Bloggerin ahnen würde, dass sie vielleicht ein Wespennest treffen könnte, schiebt sie möglichen Bashern präventiv den Riegel:

 
Ich lese sie schon, die „Coffee-Shaming“-Kommentare von wegen „eine Mutter hat mir ihrem Kind auf dem Spielplatz zu stehen und nichts in einem Café zu suchen“. Ehm, möööp. Wer das gerne schreiben möchte, darf gerne nächstes Mal mit mir und meinen Kids in ein Café kommen.

Motzen Ja, aushalten Nö.
Mütter dieser Welt, streamt doch einfach mal wieder den guten alten Babysitter-Boogie, lädt ihn runter, spielt ihn El oder An vor, legt dann das Smartphone weg - und lächelt.
Lächelt!

Doch wenn mal so ein Baby dir und mir gehört
Werd' ich es sein
Der täglich es spazieren fährt
Dann sing ich mit dem Babylein den Babysitter-Song





Warum sehen die alle gleich aus?



"Mama, warum sehen die alle gleich aus?"
"Wen meinst Du, Schatzi?"
"Die Frauen. Was haben die auf dem Kopf?"
"Lara-Shakira, das ist ein Dutt."
"Was ist ein Dutt?"
Tja, was ist ein Dutt? 
Ein Dutt steht wirklich jeder Frau. Ab einer schulterlangen Haarlänge können die Haare sogar zu fast jeder Dutt-Variante gestylt werden. Egal ob schnell und lässig zusammengeknotet oder aufwendig hochgesteckt - er eignet sich zu jeder Gelegenheit. 
Jede Gelegenheit? Vor allem im Kino ist das echt ein Burner, wenn sich so eine Dutt-Frisur vor MICH setzt. Bravo. 
Ich erinnere mich an eine Reise durch Irland, auf einer Wiese graste eine Herde schwarzer Kühe. Der Bauer sagte: „They all are black. They all look the same.“  Frei nach John Steinbeck's "Of Mice and Men" heisst dieses Stück "Von Kühen und Girlies". 


Donnerstag, 2. Februar 2017

La La Land im Ha Ha Hallenstadion


Der eine tanzt auf dem Eis, der andere grad durch Hollywood. Der eine war schon Vizeweltmeister, der andere probt grad den Sturm auf den Film-Olymp. Beide sind sie in Kanada geboren, beide in den 1980er Jahren und wie ich kürzlich im Kino sass und mir „La La Land“ angeschaut habe, bemerkte ich auch eine optische Ähnlichkeit.

Der Hollywood-Überflieger Ryan Gosling hat diese ganz besondere Art zu Smilen, ein Mischung zwischen überheblichem Grinsen und selbstbewusstem Lächeln. Und wie ich da im Kinosessel sass, fiel es mir auf. Wenn Gosling lächelt, sieht er aus wie Robert Nilsson im Schweizer Eishockey-Final 2014. Da trat der Kanada-Schwede zum entscheidenden Penalty an. Trifft Nilsson, ist sein Team, die ZSC Lions, Schweizer Meister. Bevor er zum Puck fährt, dreht Nilsson noch eine Pirouette auf dem Eis – und strahlt übers ganze Gesicht, so als ob er uns allen mitteilen wollte, dass so ein entscheidender Penalty nun wirklich nichts Besonderes ist.
Nilsson strahlt so, wie Gosling lächelt und sich durchs La La Land tanzt. Für Nilsson gab es übrigens damals das Happy End; Tor und Titel. Und für Gosling?


Zum zweiten Mal nach 2007 ist der Schauspieler für einen Oscar nominiert. Das Film-Männchen hat übrigens die gleiche Farbe wie die Meistertrophäe im Schweizer Eishockey.

Meines Wissens kennen sich die beiden Männer nicht. Aber vielleicht sind sie sich schon mal begegnet. Der Schauspieler Ryan Gosling kam im November 1980 in London, Ontario zur Welt. Der Eishockeyprofi Robert Nilsson mehr als vier Jahr später im über 3‘000 Kilometer entfernten Calgary. Seine Sportler-Karriere führte ihn dann aber nach Edmonton, wo er drei Jahre beim NHL-Verein Oilers spielte. Das ist dann immerhin nur noch 300 Kilometer von Goslings Calgary entfernt. Und als Kanadier wird der Schauspieler wohl eine Affinität zum Eishockey haben und vielleicht sass Gosling einst auf der Zuschauertribüne und dachte beim Anblick des Oilers-Spielers Nilsson. Verdammt, warum grinst der genau gleich wie ich?
Vielleicht holt das Zurich Film Festival den Schauspieler bald in die Schweiz. Bei der Gelegenheit kann sich Ryan Gosling gleich selber ein Bild machen und sich ein Heimspiel Nilssons und der ZSC Lions anschauen. Das wäre dann quasi La La Land im (Ha Ha) Hallenstadion.  

Mittwoch, 1. Februar 2017

Meine Begegnung heute …. mit Götz George

 Prominente sind Menschen wie ich Du – aber nicht alle

Scheisse. Schimi ist in der Stadt. Da muss ich hin. Der grosse deutsche Charakterdarsteller Götz George gab in Zürich für die neue Kinokomödie „Viktor Vogel – Commercial Man“ (Bild) ein paar Promo-Interviews. Und spätestens seit dem George den Kult-Kommissar Horst Schimanski gespielt hatte, war ich ein glühender Fan. Aber ich mochte auch viele andere seiner Filme; „Abwärts“, „Die Katze“, „Schtonk“, „Der Totmacher“, „Rossini“….ach, die Liste wird endlos.




Ich arbeitete bei einem mittelgrossen Radiosender und meldete mich beim Filmverleih für ein Interview an.
Ein paar Tage später wartete ich mit zitterigen Knie im Vorzimmer eines noblen Zürcher Hotels auf Einlass. Der Schauspieler liess für eine Viertelstunde je eine handvoll Journalisten rein und jeder durfte dann seine Fragen stellen. Ich hatte mich tagelang vorbereitet und hätte die Fragen auch auswendig gekonnt. Aber ich war derart nervös, dass ich einfach etwas zum Festhalten brauchte. Ein paar Jahre zuvor hatte ich auf einer Deutschland-Reise sogar einen Schlenker nach Duisburg hinein gemacht, die Stadt, in der Kommissar Schimanski ermittelte. Und siehe da; TV hatte nicht gelogen. Duisburg war hässlich.
Dann ging die Hotelzimmertür auf und im Rahmen stand – Götz George. Er trug eine Pilotenbrille mit blauen Gläsern, was etwas lästig war, da ich seine Augen nicht genau erkennen konnte.
Er gab mir die Hand, nannte sogar meinen Namen und wir setzten uns zum Gespräch. Ich las meine erste Frage ab Kärtchen und hielt ihm das Mikrofon hin. Götz George antwortete. Dann stellte ich die zweite Frage. Wieder abgelesen. Doch jetzt veränderte sich etwas an der Haltung des Schauspielers. Trotz seiner nervig reflektierenden Brille sah ich den Ärger in seinem Blick auftauchen.
„Sagen Sie mal, ich rede und rede und Sie hören mir gar nicht zu. Diese Frage haben Sie mir eben schon mal gestellt.“




In der Tat; ich hatte es vor lauter Nervosität geschafft, die gleiche Frage zweimal zu stellen. Und ich hatte es nicht mal bemerkt. Was für ein Faux pas.

Götz George ist leider am 19. Juni 2016 gestorben. Ein ganz Grosser ist gegangen. Und ich Döddel habe ihm bei meiner einzigen Begegnung nicht mal richtig zugehört. 

Generation Respektlos




Hat uns die Scheiss-Egalitis im Griff?


Ein Prolog, acht Thesen und zwei Gegenerklärungen
These 1; Das Jammern ist des Schweizers Lust
These 2; Es ist eng in der Schweiz
These 3; Achtung vor den Panikmachern
These 4; Oh Schweiz, was machst Du mit Deinen Kindern?
These 5; Easy – Hammer – fett – krass – Die Sprache verludert. Ist das schlimm?
These 6; Die Wegwerfgesellschaft
These 7; Die Solidarität schwindet
These 8; Es stimmt was nicht im Paradies
Erklärung 1 Worauf wir stolz sein können
Erklärung 2 Diese verflixte kleine Schweiz


Prolog
In der Silvesternacht 2015 wurden am Kölner Haupt-bahnhof hunderte Frauen nach eigenen Angaben ausgeraubt und sexuell belästigt. Wochen später melden sich immer noch weitere Opfer. Die Zahl der Anzeigen stieg auf 652, teilte die Staatsanwaltschaft mit. 331-mal sei dabei ein Sexualdelikt angezeigt worden.
Quelle: Die Zeit




Welche Werte halten Sie, halte ich für wesentlich? Ich meine: es müssen Werte sein, die etwas mit dem menschlichen Miteinander zu tun haben, denn was nach allen Untersuchungen am tiefsten und nachhaltigsten zum Glück des Menschen beiträgt ausser einer sinnvollen Aufgabe, sind harmonische und innige menschliche Beziehungen. Lebensqualität ist Beziehungsqualität. Und egal ob es sich um Familienbande oder Freundschaften handelt, immer sind es ganz bestimmte Werte, die in solchen Beziehungen gelebt werden müssen, damit diese langfristig haltbar und bereichernd sind.
Dr. theol., Diplompsychologin
Tübingen, Deutschland


Was ist eigentlich aus der guten, alten Kinderstube geworden? Was ist mit Werten wie Anstand, Fürsorge, Toleranz, Respekt, Solidarität, Verständnis oder Rücksicht passiert? Ist es mein subjektives Empfinden, dass diese Werte verschwinden und nicht adäquat ersetzt werden? Was ich sehr bedauere. Oder gibt es objektive Hinweise und Erkenntnisse? Diesen Fragen gehe ich nach. Sie beschäftigen mich. Als Mensch, Journalist, Freund, Bürger, Wähler.
Vermutlich bin ich ein fürchterlicher Romantiker und jeder halbwegs überzeugte Darwinist mag mir widersprechen aber ich glaube ans Gute im Menschen. Tief in seinem Innern ist der Mensch ein gütiges, freundliches Wesen. Und mir begegnen immer wieder tolle, grossartige Frauen und Männer, die einen beachtlichen Leistungsausweis haben, die ihr Leben in vollen Zügen leben, Kinder haben, Firmen führen, sportliche Erfolge feiern, fantastische Konzerte geben, Wohltätigkeits-Veranstaltungen unterstützen und Freiwilligenarbeit leisten.

Wunder geschehn, ich hab’s gesehen, Nena

Dann richtete ich meinen Blick weg vom Mikro- in den Makro-Kosmos. Und erschrak. Im Alltag wird geflucht, gejammert, geschimpft, die Rücksicht schwindet, die Ellbogengesellschaft rammt sich ihren Weg unerbittlich auf Kosten der Schwächeren, die Schere zwischen den Armen und Reichen, zwischen den Starken und Schwachen klafft auf. Wollten in den 1980er Jahren die Linken noch Wurstsalat aus dem Staat machen, so plädieren heute die Reichen für die Abschaffung desselben  - und Steuern bezahlen wollen sie auch nicht mehr.

An jeder 1. August-Rede wird zu mehr „Zusammenhalt“ aufgerufen, jede Street-Parade mit ihren hunderttausenden Teilnehmenden hat ein Motto wie „Follow your heart“ oder „Respect“, an jeder Weihnacht vereinen wir uns mit unseren Familien zum Fest der Liebe. Doch die restlichen 360 Tage rasen wir wie ein wild gewordenes Wolfsrudel auf der Suche nach dem nächsten lahmen Schaf durch unser Leben,. Was ist los? Warum steht heute in einem Bus oder einem Tram kaum mehr jemand auf, wenn eine wacklige Seniorin einsteigt? Wieso müssen junge Mütter ihre Kinderwagen über Schwellen wuchten und in Züge bugsieren, ohne dass jemand hilft? Es geschieht sogar mehr und mehr das Gegenteil. Man steht daneben, ärgert sich über die langsame Oma, schimpft über die umständliche Frau mit dem Kinderwagen, nur um sich dann schnell vorzudrängen um hurtig den letzten freien Platz zu schnappen. Und womöglich noch frech zu grinsen.
Überhaupt, der öffentliche Verkehr. im Zürcher „Tages-Anzeiger“ im Januar 2009 beobachtete eine Schwangere die „Kampfzone der Kinderwagen“. Es gebe Linien, „dort kommt es manchmal zu gehässigen Szenen unter den Müttern“.  Wie geht’s der Frau bloss heute, wo ihr Kind geboren ist und sie in den ganz normalen Anti-Eltern-Wahnsinn eingebunden ist?
Die werdende Mutter stellte zudem fast, dass selbst unter den Frauen keine Solidarität mehr, sondern eher ein Konkurrenzkampf wie bei der Parkplatzsuche fürs Auto bestehe. Dieser Zeitungsartikel hat fast 200 Kommentare ausgelöst. „Soll ich mich mit meinen zwei Kids zuhause verschanzen? Eure teils sehr kinderunfreundlichen Kommentare machen mich wütend und traurig! Auch ich ziehe ein halbleeres Tram einem überfüllten vor. Doch manchmal gehts nicht anders. Und zur Freude drängt sich kein Mami zu Stosszeiten in den ÖV“, beklagte sich eine Mutter.

An den Wochenenden sind die gemeingefährlichen Kampfwanderer unterwegs. Sie stürmen die Züge mit ihren gefährlichen Stöcken, schlagen einem ihre Rucksäcke um die Ohren. Die Horde Jungsoldaten grölt Kampflieder, die Teeniebande hört lautstark Musik auf ihren mobilen Geräten – der öffentliche Verkehr wird zur öffentlichen Kampfzone.
So ein Schnappschirm ist was Praktisches. Kaum fallen die ersten Tropfen – schnapp und mit einem Fingerdruck öffnet sich der Schirm. Egal, ob der Schirmträger gerade aus einem Zug oder Bus steigt. Ganz nach dem Motto „Weg da, es regnet“, schnappt der Schirm auf und schwuppt mir eine unangenehme nasse Ladung entgegen.
Hässlich auch, was auf dem Asphalt passiert. Auf unserem eidgenössischen Strassennetz, das eine Gesamtlänge von 71'000 Kilometern hat, rast die Armee der Stinkefinger. Wo haben die Menschen das gelernt? Gibt es eine Ausbildung im obszönen Verhalten? Es wird gedrängelt, rechts überholt, Licht gehupt, Parkplätze werden weggeschnappt. Auf der Autobahn wird tödlich nah aufgefahren. Velofahrer gehen auf Autofahrer los, Autofahrer gehen auf Fussgänger los, Fussgänger gehen auf Töfffahrer los.
2011 kam es auf Schweizer Strassen zu insgesamt 18'990 Unfällen mit Personenschaden. Dabei wurden 320 Menschen getötet sowie 4437 schwer und 18'805 leicht verletzt. Somit starb im Strassenverkehr durchschnittlich fast jeden Tag eine Person. 
Tödliche Unfälle von Fussgängern auf Fussgängerstreifen häufen sich. 2011 starben ein Viertel mehr Leute beim legalen Überqueren einer Strasse als noch im Jahr zuvor. Schuld sind – die Fussgänger selber! So sehen es auf jeden Fall viele Autofahrer: „Fussgänger laufen wie freie Hühner einfach auf die Strasse ohne auf den Verkehr zu achten oder nach links zu schauen“, enervierte sich auf 20 Minuten Online ein Leser. Und ein Fahrlehrer namens Andy schilderte, wie er täglich erlebe, wie Eltern „zehn Meter neben Fussgängerstreifen“ über die Strasse rennen. „Ihr lieben Fussgänger habt wohl vergessen, wie es früher hiess: ‹warte, luege, lose, laufe>“. Natürlich teilen die Fussgänger genauso polemisch zurück: Für einen andern Leser liegt das Problem ebenfalls bei den Autofahrern, welche die Fussgänger schlicht ignorieren würden. „Es lässt doch kaum ein Autofahrer die Fussgänger über die Strasse, es sei denn man stellt sich provokativ auf die Strasse.“

Fazit im Strassenverkehr: Schuld sind immer die anderen.

Es wird emsig gehupt auf unseren Strassen. Ja, in Rom oder Athen hupen sie mehr. Südländisches Temperament halt. Aber fahren Sie mal durch eine der grossen deutschen Städte. In einer Schweizer Stadt kommen Sie locker auf einen Quotienten von fünf bis zehn HuSt (Hup/Stunde). Ich wette, Sie werden in München oder Hamburg weniger häufig angehupt, wenn Sie nicht innert einer Zehntelsekunde am Lichtsignal los fahren.

Faustregel; verlassen Sie bloss nie ihren geographischen Dunstkreis. Aargauer werden in Zürich ausgehupt, Appenzeller in St. Gallen, Baselländler in Basel Stadt,  Zürcher sowieso überall und Ausländer können schon gar nicht Auto fahren.
Ich fuhr neulich mit einem Mietauto mit Tessiner Kennzeichen durch das hübsch gelegene Glarus, Hauptort des gleichnamigen Kleinkanton. Dummerweise bog ich falsch ab, was sofort einen Kleinstadt-Sheriff mobilisierte. Ein anderer Autofahrer – selbstverständlich mit dem für den Ort korrekten Kennzeichen GL – winkte mir hektisch zu. Als ich stoppte, liess die Beifahrerin die Scheibe runter und begann mich ohne weitere Vorwarnung sofort anzukeifen. Hier sei abbiegen verboten, was mir einfiele und nach einem Blick auf mein Tessiner Autoschild fragte sie, ob ich sie überhaupt verstehe. „No“ war meine Antwort.

Das schweizerische Autobahnnetz geht auf den 21. Juni 1960 zurück. Damals wurde ein Bundesbeschluss erlassen, der den Bau einer nationalen Autobahn vorsah. Auf tausend Einwohner kamen etwa zweihundert Fahrzeuge. Heute hat sich diese Zahl verdreifacht. Und gleichzeitig hat sich die Verkehrsleistung im Individualverkehr von damals 18'600 auf 88'500 Millionen Personenkilometer erhöht. Das ist eine Verfünffachung. Wegen Verkehrsüberlastung steht der Verkehr auf den Autobahnen während mehr als 7500 Stunden pro Jahr still.

Der Aargauer SVP-Nationalrat Ulrich Giezendanner ist schon von Berufes wegen oft unterwegs – er ist Transportunternehmer: „Rasend machen mich Lenker, welche wegen Lappalien den Stinkefinger zeigen oder andauernd den Kopf schütteln. Mein Geheimrezept für einen flüssigen Verkehrstag ist ein simples Lächeln.“ 


Lächeln im Strassenverkehr? Vielleicht gar kein so schlechter Ansatz.

Einem wütend gewordenen Taxifahrer streckte ein anderer Autofahrer die Zunge heraus. Was natürlich auch nicht ein Akt von ausgeprägter Freundlichkeit, aber allemal besser als der aggressive Vogel oder der obszöne Stinkefinger ist.
Die Mobilität nimmt sowieso langsam überbordende Züge an. Wir sind permanent unterwegs. Durchschnittlich 36,7 Kilometer legte 2010 jeder Einwohner der Schweiz zurück. Und zwar jeden Tag! Dies entspricht einer Zunahme von 1,5 Kilometern oder 4,1% seit dem Jahre 2005. Die tägliche Unterwegszeit pro Person belief sich im Jahre 2010 auf 83,4 Minuten. Werden die Warte- und Umsteigezeiten mitberücksichtigt, sind es gar 91,7 Minuten.
Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Gerangel an der Migroskasse, im Kino, auf der Skipiste. Wo früher bloss eine paar tapfere Wanderer einsame Bergwege entlang gingen, rasen heute auch die Downhiller. Auf dem Trottoir – das französische Wort Trottoir basiert auf dem Verb trotter (zu deutsch = trotten) und dem Suffix oir (von lateinisch Orium, der Ort, wo etwas stattfindet), ein Trottoir ist also ein Ort, wo getrottet werden sollte – wird längstens nicht mehr nur getrottet. Fahrräder sind unterwegs, Blader, Skater. Die „Weltwoche“ nahm die Velofahrer im Sommer 2012 ins Visier: „Autoraser ziehen eine enorme öffentliche Empörung auf sich. Zu Recht.
Beinahe unbeachtet gedeiht in ihrem Schatten ein kleines Sekundärraubtier. Die Rede ist von der Spezies des gemeinen Velorasers. Ampeln ignoriert dieser prinzipiell, wenn er durch die Stadt jagt. Um Verbotsschilder foutiert er sich. Und immer häufiger sucht er Trottoirs heim.“ 

Man wird von Taxis übersehen. Aber wenn man mal drin ist, wird’s auch nicht besser. Entweder quasselt einem der Fahrer voll und jammert – wechselweise – über die bösen Kroaten, Bosnier, Albaner, Türken, Muslime, Juden, Araber und schimpft neuerdings über Uber oder, was leider längstens und traurigerweise fast schon Standard ist; der Chauffeur hat kaum eine Ahnung, wo das Ziel ist und wenn er’s kennt, ist’s ihm meistens sowieso zu wenig weit, sprich zu wenig lukrativ.
Apropos Kohle, es geht ins Geld: Zürcher Taxis sind die teuersten der Welt. Selbst in Supercities wie Hongkong, New York oder London fährt man billiger Taxi. Hinter Zürich folgende übrigens Oslo, Monaco, Amsterdam und Helsinki. Das hat der amerikanische Vergleichsdienst „Price of Travel“ bei einem Quervergleich in 72 Städten berechnete.

Gratis, dafür komplett überflüssig, wenn nicht sogar gefährlich sind die sogenannten Mama-Taxis. Ein aus den USA bekanntes Phänomen, das auf den Rest der Welt übergreift und auch bei uns zum Problem wird. Anstatt ihre Sprösslinge auf dem Fussweg in den Kindergarten oder die Schule zu schicken, bringen viele Mütter ihre Kleinen mit dem Auto hin. Ihr Hauptargument; wegen der vielen Autos sei es auf den Strassen zu gefährlich. Dass die Mamas mit ihren Fahrten von und zum Kindergarten an der Schraube des Mehrverkehrs mitschrauben, scheint ihnen zu entgehen. Die Mama-Taxis werden selber zur Gefahr für die Kinder, wie das „St. Galler Tagblatt“ im Frühjahr 2012 meldete:
„Dafür werde oft an der Strasse oder sogar auf dem Gehsteig, direkt vor dem Kindergarten, angehalten. «Dies stellt für die Kinder auf dem Kindergarten- und Schulweg eine Gefahr dar, weil für die Kinder und Lenker von passierenden Fahrzeugen die Sicht verdeckt oder der Gehsteig verschmälert wird», warnte die Leitung der Schule im ostschweizerischen Degersheim.“ 
Gleichzeitig wundern und empören wir uns, wenn wir lesen, dass „jedes fünfte Kind zu viele Kilo auf die Waage bringt, sieben Prozent der Kinder sind sogar krankhaft übergewichtig.“ Laut einer Schulleiterin aus Saanen (bei Gstaad) seien dafür auch die Mama-Taxis verantwortlich: „Die elterlichen Transportdienste sind «stets ein Problem. Der Verkehr werde dadurch unnötig vergrössert, die Schülerinnen und Schüler würden der Erfahrung des Schulwegs beraubt und es mangle an wichtiger Bewegung“, sagte die Pädagogin im Herbst 2009 der „Baslerzeitung“.
Auch das Bundesamt für Gesundheit stellte fest, dass  „Übergewicht habe in der Schweiz in den letzten 10 Jahren in der Bevölkerung stark zugenommen, besonders bei den Kindern. Es ist, wie auch im übrigen Teilen Europas, ein ernst zu nehmendes Problem.“

Jeder zweite ist zu dick. Bundesamt für Gesundheit.

Über ein Drittel der Schweizer Bevölkerung gilt als „zu dick“. Das ging 2002 aus der Schweizerischen Gesundheitsbefragung hervor. Neun Jahre später war es sogar noch schlimmer. „53 Prozent der Schweizer Bevölkerung ist zu dick. Dies belegen neue Zahlen des Bundesamts für Gesundheit (BAG)“, schrieb die „Sonntagszeitung“ im November 2011. Das kommt uns teuer zu stehen. Die von Übergewicht und Adipositas und deren Anteil an Folgekrankheiten insgesamt verursachten Kosten in der Schweiz wurden in einer Studie des Bundesamtes für Gesundheit auf 2,1 bis zu 3,2 Milliarden Franken pro Jahr berechnet. Das war 2004. Der Bericht in der „Sonntagszeitung“ löste 2011 das nächste Wehklagen aus. „Wann hört die widerwärtige, an Rassismus erinnernde Hetze gegen Dicke endlich auf? Da wird Menschen unnötig ein schlechtes Gewissen eingeredet. Dieser gesellschaftliche Zwang zum Abnehmen ist es, der die Menschen in Tat und Wahrheit krank macht“, klagte ein Leser in einem Online-Kommentar. Das ist Vogel Strauss. Augen zu – und weiter fressen.

Zum Glück gibt es Gesetze, die den Hundebesitzern vorschreiben die Kacke ihrer Vierbeiner aufnehmen zu müssen. Ich möchte mir lieber nicht vorstellen, wie es auf unseren Trottoirs ohne diese Regelung aussehen würde.

Als das nationale Rauchverbot für die Gastronomie eingeführt wurde, waren nicht nur Wirte und Beizer, sondern vor allem auch die Raucher ganz gross im Jammern. Dafür paffen sie uns nun in den warmen Monaten hemmungslos in den Gartenbeizen um die Ohren oder sie qualmen auch sonst an jeder öffentlichen Ecke. Was geschieht mit einer ausgerauchten Zigarette? Sie fliegt auf die Strasse. Das achtlose Wegwerfen und liegen lassen von Abfall auf öffentlichem Grund kann in einigen Schweizer Gemeinden sogar mit Gefängnis geahndet werden. Weggeworfen werden in der Regel kleinere Gegenstände. Eine europaweite Studie aus dem Jahr 2003 kam zum Ergebnis, dass in den Städten Zigarettenstummel mit 58,3 % die am meisten weg-geworfenen Gegenstände sind. An zweiter Stelle folgen Kunststoffe (11,6 %), danach organische Abfälle (9,8 %), Papier und Karton (8,8 %), Glas (7,3 %), Verpackungen (5,8 %) und schließlich Metall (3,9 %).

In der Schweiz sehen beinahe zwei Drittel aller Gemeinden Vermüllung als Problem an. Als Hauptursache für die zunehmende Vermüllung werden veränderte Konsum-gewohnheiten und ein generell nachlässigerer Umgang mit öffentlichem Eigentum aufgrund sozialer Desintegration oder mangels sozialer Kontrolle gesehen.
Apropos Rauchen. Was glauben Sie, wo wird mehr geraucht? Im Macho-Land Albanien oder in der Schweiz? In der Schweiz sind es pro Kopf und pro Tag mehr als acht, in Albanien vier Zigaretten. Damit gehört die Schweiz zu den Ländern mit dem höchsten Pro-Kopf-Konsum von Tabakwaren, wir liegen vor Belgien, Deutschland, Grossbritannien, Irland, den Niederlanden, Österreich, Spanien oder eben Albanien. Ich beteilige mich nicht an der Hexenjagd gegen Raucher, jeder so wie er will. Aber mich ärgert auch in diesem Bereich die Rücksichtslosigkeit. Es wird geraucht und weggeworfen und über das Allzeit-Argument der Raucher „damit wird die AHV unterstützt“ kann ich nur lächeln. Im Gegenteil. Vom kürzeren Leben der Raucher profitieren auch die Sozialversicherungen. Die AHV muss für zehn Jahre durchschnittlich 230'000 Franken weniger bezahlen, eine Pensionskasse rund 300'000.
Das weltweite Klagen über das rhetorische Trumpeltier im Weissen Haus ist seit Wochen selbst seriösen Zeitungen immer wieder eine Headline wert. Aber diese Verschärfung ist nicht neu, auch helvetische Politiker vergreifen sich immer mehr im Ton und greifen zum verbalen Zweihänder. Der politische Gegner wird auf der persönlichen Ebene angegriffen, verhöhnt, als Charakter-lump, Abschaum, halbe Portion bezeichnet.
Legendär sind die Aussagen des damaligen SVP-Chefideologen Christoph Mörgeli, als er über den seinerzeitigen Bundesrat Samuel Schmid – notabene ein Parteikollege – sagte: „Wäre der Charakter ein lebenswichtiges Organ, man müsste Schmid künstlich am Leben erhalten.“  
Da hat also einer kräftig ausgeteilt. Faustregel; wer das tut, sollte auch einstecken können. Weit gefehlt. Dem französisch-sprechenden Bundespräsidenten Pascal Couchepin rutschte in einer Sitzung ein "Doktor Mörgele" über die Lippen. Nationalrat Christoph Mörgeli war ausser sich. 
Der Staatsfeind Nummer 1 aus Deutschland
Der einstige deutsche Finanzminister empörte sich über das Verhalten des Finanzplatzes Schweiz. Das ist sein gutes Recht. Aber als er verkündete, er könnte auch die "Kavallarie" ausreiten lassen, kam das nicht gut an. Diese Bemerkungen machten aus einem deutschen Finanzminister zeitweise sogar den Staatsfeind Nummer 1. Zumindest sah das der „Blick“ so.
Am Bodensee brannte eine alte Fabrik auf die Grundmauern nieder, auf dem Areal hatten sich viele Kleinfirmen eingenistet. Ein Schock für die Gewerbler. Und nun höhnte in den Kommentarspalten einer Online-Zeitung tatsächlich einer mit: „Oh wie tragisch.... Nur das du auf einen schlag ruiniert bist denke ich mal nicht.“ Respektloser geht’s kaum. Es wird anonym geduzt und wild spekuliert. Das persönliche Schicksal interessiert nicht.

Am Filmfest Locarno – das sich komplett überschätzt und sich in Verkennung der Realitäten unbescheiden das viertgrösste der Welt nennt – wird prinzipiell italienisch, vielleicht französisch und ganz ausnahmsweise ein kurioses Italo-Englisch gesprochen. Deutsch? Non è sicuro. Dabei ist die halbe Deutschschweizer Kulturboheme in jedem August am Lago Maggiore.
Die ganz grossen Filmstars machen längst einen Bogen ums pittoreske Locarno. Alain Delon oder Harry Belafonte waren Headliner der letzten Jahre. Da muss man schon sehr cinephil sein um diese Herren noch zu kennen.
Am viel jüngeren Filmfest Zürich tauchen hingegen Daniel Radcliffe, John Travolta, Sean Penn, Richard Gere, Hugh Jackman, Susan Sarandon, Morgan Freeman oder Oliver Stone auf. An den Filmtagen Solothurn – auch das nur nebenbei - wird jeder Film, putzig, herzig und rührend, immer mindestens zweisprachig angekündigt.

800‘000 Schweizer können kaum lesen

Die Menschen werden fauler. Das ist das Argument der Kinobranche, warum mehr und mehr Filme bei uns nicht mehr im Original, sondern synchronisiert gezeigt werden. „Rund 80% unserer Kinobesucher wünschen deutsch synchronisierte Filme, die Nachfrage nach Originalversionen zeigt magere 20%“, schreibt das Kino Aarau auf seiner eigenen Website. Vielleicht ist die Generation Action einfach nicht mehr in der Lage zu lesen. Es gibt erschreckende Hinweise. Illettrismus heisst dieses neue Phänomen. Fast 800'000 Menschen in der Schweiz sind davon betroffen. Das heisst, sie können kaum lesen oder schreiben. Dazu kommen noch 4000 bis 5000 Jugendliche, welche jedes Jahr die obligatorische Schule mit derart ungenügendem Niveau verlassen, dass ihre Chancen, in einer Berufslehre erfolgreich zu sein, stark eingeschränkt sind.

Ins Militär will auch niemand mehr. Zu streng, zu uncool. Die einstige 600’000-Mann-Truppe schrumpft. „Jeder Schweizer ist verpflichtet, Militärdienst zu leisten“, steht in unserer Verfassung. Denkste. 1982 waren 16 Prozent der jungen Männer militärdienstuntauglich, 1992 bereits 22 Prozent, 2002 dann 39 Prozent, 2011 41 Prozent.

Wie soll da die „beste Armee der Welt“ entstehen? Diesen Unsinn gab übrigens der SVP-Politiker Ueli Maurer von sich, als er 2009 Verteidigungsminister der Schweiz wurde und eindeutig einen Anflug von Grössenwahn gehabt haben musste.

Rettungssanitäter werden bei ihren Einsätzen angegriffen und können ihre Hilfe häufig nur noch unter Polizeischutz durchführen. Wie jämmerlich ist das denn. Die Ambulanz-fahrzeuge werden immer mehr als Spitaltaxis missbraucht, bei Schürfungen oder Nasenbluten rufen viele Menschen heute einen Rettungswagen. Das gleiche Phänomen stellt auch die Rega fest. Fussgänger, die sich im Wald verirrt haben, rufen die fliegenden Samariter. Rabiate Fussballfans knallen Leucht-petarden ins Gesicht der gegnerischen Fans, das verbale Verhöhnen reicht nicht mehr.
Über die sozialen Netzwerke wird mehr und mehr zu Verblödungsaktionen aufgerufen. Im Sommer 2012 artete eine via Facebook lancierte Party in Zürich derart aus, dass mehrere Verletzte übrig blieben. Vier Jahre vorher zerstörten eine Horde saufwütiger junger Menschen mit einem sogenannten Botellon die Blatterwiese in Zürich.

Es wird öffentlich gesoffen, gegrölt, was das Zeug hält. Und es wird emsig gestohlen. In der Schweiz wird immer mehr geklaut. Im 2011 wurden über 400'000 Diebstähle erfasst. Das sind fast 30'000 mehr als im Jahr zuvor.

Kaum wird’s warm, wird die Kleidung hemmungslos. Heute latschen selbst Büroangestellte mit Strandschuhen zur Arbeit. In ihren Flip Flops präsentieren sie uns ihre ungepflegten Fussnägel und abgeschabten Fersen. Kleider verkommen zum Accessoire, Hosenträger baumeln lässig um die Hüften. Wozu? 

Telefongespräche – auch von intimstem Inhalt – werden heute schamlos in aller Öffentlichkeit geführt. Da erfährt man als Ohrenzeuge von medizinischen Problemen, von Absagen auf Bewerbungen, man hört mit, wenn sie sich trennen oder wieder versöhnen, wir hören mit, wenn der Sitznachbar im Zug seine Kopfhörer auf volle Pulle dreht, jeder trägt heute seine Bierdose fröhlich mit sich rum, man könnte ja plötzlich Durst kriegen. Egal, wenn was aus der Büchse schwappt und jemand anders trifft. Nein, nicht bloss egal. Scheissegal. Die Scheiss-Egalitis nimmt unser Land in den Würgegriff.

Woran liegt’s? Sind wir zu klein? Zu dicht besiedelt? Sind die Ausländer schuld? Wilhelm Tell? Der Bundesrat? Die Schule, die Medien, die Eltern, die Kirche, Donald Trump, der Turnverein oder die Globalisierung? Was ist los in diesem hübschen Land zwischen Basel und Chiasso, zwischen Boden- und Genfersee?
Merkwürdig passiv verhalten sich die Schweizer Parteien, angefragt zum Thema „Schweizer Werte“. Der originelle Blog augenreiberei.ch fragte vor den eidgenössischen Wahlen 2011 alle bedeutenden Parteien um ein Statement zum Thema „Schweizer Werte“. Die Antworten waren peinlich bis schlecht.

Der Blogschreiber mailte die sieben grössten Parteien an und fragte jeweils: „Man hört in letzter Zeit in den Medien viel über die Schweizer Werte. Darum habe ich mich auf ihre Website begeben und nach einer Übersicht jener Schweizer Werte gesucht, welche die <Name der angefragten Partei> vertritt und als typische Schweizer Werte versteht (ich spreche von den Werten, nicht von den Positionen oder den Anliegen). Leider habe ich dazu aber nichts gefunden. Können Sie mir weiterhelfen? Habe ich online eine Seite übersehen und falls ja, könnten Sie mir den Link dazu schicken?“
Am schnellsten reagierte die CVP: „Wir haben keine spezielle Seite, die die Werte enthält, da diese eigentlich auf der ganzen Website zu finden sind.“
Hilft diese zwar prompte, aber inhaltsleere christlich-demokratische Antwort? Die nächste Reaktion kam von den Sozialdemokraten. „Im folgenden Link finden Sie ein Dokument mit unseren Werten und Zielen.“ Der von der SP angegebene Link hiess „Link Dokumentation für SchülerInnen“. Was sollte das denn nun? Der Link führt schliesslich zu einem 45 Seiten langen pdf-Dokument, in welchem die SP erklärt wird. Endlich, auf Seite 7, dann die Erlösung: „Frieden, Solidarität, Gleichheit, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit sind die Werte, welche die SP vertritt.“
Dann reagierte jemand vom Freisinn: „Gerne verweise ich Sie auf den ersten Teil unseres Wahlkampfprogramms, dass Sie unter Link Wahlplattform herunterladen können. Alle Informationen zu unserem Wahlkampf finden Sie unter: Link Aus Liebe zur Schweiz.“ Sehr unpraktisch. Die Suche auf den Links führten den Blogger dann immerhin zu folgendem Satz: „Der Kompass der FDP. Die Liberalen ist geprägt von urliberalen Werten: Selbstbestimmung, Freiheit und Respekt.“
Etwas mehr wertvolles Fleisch am Knochen hatte die Antwort der Grünliberalen: „Wir Grünliberalen stehen für urschweizerischen Werte wie Innovation, Chanchen-gleichheit, Leistungsbereitschaft und Nachhaltigkeit.“ Die BDP brauchte am längsten mit ihrer Replik: „Wir verstehen darunter eine konstruktive Politik mit Augenmass und Vernunft, das stetige Suchen nach tragfähigen Kompromissen, das Sorgetragen zu unserem Schweizer Modell,  den Glauben daran, dass es die grosse Stärke unseres Landes ist und bleibt, unterschiedliche Interessen, Ansprüche und Kulturen zu vereinen und sich Neuem gegenüber zu öffnen, ohne dabei konservative Werte über Bord zu werfen.“ 
Gar keine Reaktion auf die Anfrage des Bloggers gab es von der SVP und den Grünen. Dieses Werte-bei-den-Parteien-nachfragen-Experiment finde ich witzig. Nur schade, dass unsere Parteien – die immerhin all diese vielen Leute stellen die uns regieren und in den Parlamenten vertreten – solche Anfrage einfach zu wenig ernst zu nehmen scheinen.

Sind wir im Entwicklungsschub des Homos Helveticus an einem Punkt angelangt, wo wir uns – egal wer „schuld“ ist – unserer Verantwortung stellen und uns zu den guten, alten Werten zurückbesinnen sollten?

Liegt es an den unheilvollen Vorbildern, die unser Land bevölkern? An gefallenen Unternehmern wie der Erb-Dynastie, an der gegroundeten Swissair und an der fast gestürzten UBS? Der Fisch stinkt bekanntlich immer vom Kopf und wer Wasser predigt, dabei Wein trinkt und noch glaubt, niemand merkt es, will uns für dumm verkaufen und muss irgendwann den Preis bezahlen. Nur; wer bezahlt eigentlich diesen Preis? Diese gefallenen Wirtschaftsgötter sind es ja nicht. In einem – für sie – schlechteren Fall, kommt ihre Geschichte vor ein Gericht, wo sie sich zappelnd und heftig verteidigen und dem System die Schuld zuschieben wollen. Wer ist denn das System? Meistens kommen diese Leute davon.

Der Swissair-Prozess ist das prominenteste Beispiel. Eine ganze Airline-Flotte blieb am Boden, Millionen an angelegten Pensionskassengeldern wurden verpulvert, hunderte Menschen verloren ihre Arbeit und schuld war –niemand? Oder auch hier wieder das System? Haben solche Ereignisse – zu dem man das Fast-Grounding der UBS zählen muss – eine tiefen-psychologische Auswirkung auf die Menschen eines Landes? Werden die Einwohner deswegen frecher, unfreundlicher, ungehobelter? Oder ist es etwas ganz anderes? Könnte es einfach Dummheit sein? Gepaart mit Arroganz?
Hoffentlich hatte Mani Matter recht. In seinem berühmt-berührenden Song „Hemmige“ glaubt er, einzig die Hemmungen bewahren den Menschen davor, den allergrössten Blödsinn anzustellen.

s'git lüt, die würden alletwäge nie 

es lied vorsinge, so win ig jitz hie 
eis singen um kei prys, nei bhüetis nei 
wil si hemmige hei 
si wäre vilicht gärn im grund gno fräch 
und dänke, das syg ires grosse päch 
und s'laschtet uf ne win e schwäre stei 
dass si hemmige hei

i weis, das macht eim heiss, verschlat eim d'stimm 

doch dünkt eim mängisch o s'syg nüt so schlimm 
s'isch glych es glück, o we mirs gar nid wei 
das mir hemmige hei


was unterscheidet d'mönsche vom schimpans 

s'isch nid die glatti hut, dr fählend schwanz* 
nid dass mir schlächter d'böim ufchöme, nei 
dass mir hemmige hei

me stell sech d'manne vor, wenns anders wär 

und s'chäm es hübsches meiteli derhär 
jitz luege mir doch höchstens chly uf d'bei 
wil mir hemmige hei

und we me gseht, was hütt dr mönschheit droht 

so gseht me würklech schwarz, nid nume rot 
und was me no cha hoffen isch alei 
dass si hemmige hei


Das war der Prolog der „Generation Respektlos“. Im nächsten und ersten Teil geht es um die These 1; Das Jammern ist des Schweizers Lust.









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Ich liebe die Comedy-Show „Willkommen Österreich“, den kanadischen Sänger Bryan Adams, den besten Eishockeyclub der Welt ZSC, den genialen Schreiber James Lee Burke, die TV-Serie „The Newsroom“, die wunderbaren Städte München, New York und Zürich, Grapefruitsaft, Buddha, Bill Clinton, Enten und saftige Wiesen. Das bin ich. Stefan Del Fabro

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